Viele Filme hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter. Gelingt dies, dann war der Film meistens gut, bzw. haben die Macher das erreicht, was sie erreichen wollten; unabhängig vom persönlichen Geschmack des Zuschauers. Natürlich ist dieses subjektive und nachhaltige Empfinden im Wesentlichen auch bei Horrorfilmen wichtig. Ganz besonders dann, wenn eine ungewöhnlich dominante psychische Belastung durch das Gezeigte erzeugt wird und dazu noch recht grafische/explizite Gewaltdarstellung ins Spiel kommt. So müssen die hier kurz vorgestellten Filme und/oder Filmreihen/Franchises beides bieten, dürfen dabei nach Möglichkeit aber nicht humorvoll bzw. schwarzhumorig sein. Diese Top 10 der ihrer Zeit qualitativ hochwertigsten und härtesten Mainstream-Horrorfilme ist nichts für schwache Nerven!
#10 – Texas Chainsaw Massacre (Franchise)
Als im Jahr 1974 Tobe Hoopers Backwoodhorror-Terrorfilm The Texas Chainsaw Massacre aka. Blutgericht in Texas das Licht der Welt erblickte, bemerkte eigentlich kaum ein Zuschauer, dass in dem Streifen eigentlich gar kein Blut spritzt; was wohl daran lag, dass ein Kettensägen-schwingender Irrer mit einer Maske aus Menschenhaut Jagd auf ein paar roadtrippende Teenager macht und die Sache mit dem Blut, in Zusammenhang mit dem Titel, wohl automatisch dazugehöre… Chapeau Herr Hooper, sie haben auf psychologischer Ebene gepunktet! – Und auch heute noch sieht The Texas Chainsaw Massacre dank seiner kreativen Kameraeinstellungen und des verhältnismäßig schnellen Schnitts wirklich gut aus.
Dass in den Fortsetzungen, von denen Hooper nur Teil 2 drehte, im Bereich der expliziten Gewaltdarstellung immer wieder eine Schippe drauf gesetzt werden musste, das war abzusehen. So schockte The Texas Chainsaw Massacre 2 mit den beiden abgefuckten Sawyer-Brüdern ‚Leatherface‘ und ‚Chop-Top‘ auf einer Mordtour quer durch Texas, verfolgt von einem ambitionierten und zu allem bereiten Sheriff, gespielt vom mittlerweile verstorbenen Dennis Hopper. Unterstützt werden die beiden Antagonisten durch ihren Vater Drayton Sawyer, der sich indes in seinem Chili-Imbisswagen auf einen Kochwettbewerb vorbereitet und sein Geheimrezept (mit der Zutat Menschenfleisch) immer weiter verfeinert. Dies klingt zugegebenermaßen trashig und das 1986 entstandene Sequel hypnotisierte dann auch tatsächlich mit einem ausgeprägtem und bis Dato eher ungewöhnlichen Carnivale-Horror-Look und äußerst deftigen Fleischeinlagen… Anscheinend zu brutal für das deutsche Publikum!
Im März 2016 hob die AG Tiergarten die ursprüngliche Beschlagnahme von TCM 2 letztendlich aus formellen Gründen auf, der Film stand aber nach wie vor auf dem Index (Liste A) und unterlag somit noch einem Werbeverbot. Im Dezember 2016 bekam The Texas Chainsaw Massacre 2 dann doch, nach etlichen Behördengängen seitens der neuen Vertriebsrechteinhaber Turbine Media, endlich sein FSK 18er Siegel und ist somit heute wieder frei erhältlich. Insgesamt wurde das Sequel also stolze und rekordverdächtige 30 Jahre lang auf der Liste der nach §131 StGB jugendgefährdender Medien geführt.
Die folgenden Teile der Reihe bestachen zwar auch hauptsächlich durch ihre Brutalität, kamen aber in atmosphärischer Hinsicht und qualitativ nicht mehr an Tobe Hoopers durchaus kinokompatible Vorgänger heran.
Interessant ist, dass im zweiten Teil z.B. Easy Rider-Star Dennis Hopper (Waterworld) die Hauptrolle spielt, in Leatherface: Texas Chainsaw Massacre III (1990) dann Viggo Mortensen (Der Herr der Ringe, A History of Violence) einen der Antagonisten mimte und zu guter Letzt, die originale Reihe betreffend, in Texas Chainsaw Massacre: Die Rückkehr (1994) auch noch Matthew McConaughey (Interstellar, Die Herrschaft des Feuers) und Renée Zellweger (Bridget Jones, Fall 39) Teil des Franchise wurden. Neben den sonstigen im Genre sehr bekannten Namen sind sie mittlerweile echte Hollywood-Berühmtheiten, bei denen man sich gar nicht mehr vorstellen kann wie sie mal angefangen haben.
Im Jahr 2003 nahm sich dann Produzent Michael Bay des Themas an und schickte den deutschen Werbefilmer Marcus Nispel ins Rennen um die ersten Remakes des noch jungen Jahrtausends. Das folgende ‚Texas Chainsaw Massacre‘ konnte sich durchaus sehen lassen und vergaß dabei einen für die Fans sehr wichtigen, hohen Härtegrad nicht. Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre ist natürlich deutlich blutiger als das Original, aber letztendlich doch eher auf die junge MTV-Generation zugeschnitten. Wirklich verstörend wird es dann erst wieder bei dem Prequel des Remakes, das den Titel Texas Chainsaw Massacre: The Beginning (2006) trägt und das u.a. die Vergangenheit des hünenhaften Menschen-Metzgers Leatherface beleuchtet. Die ungeschnittene Version des Film (nicht komplett auf deutsch synchronisiert und nur als Import erhältlich) hat es wirklich in sich, die Story ist aber wie gewohnt eher Mittel zum Zweck. Natürlich gab und gibt es Probleme mit dem hiesigen Jugendschutz und das Prequel wurde hierzulande nur stark geschnitten veröffentlicht.
Insgesamt handelt es sich bei den TCM-Filmen, bzw. -Fortsetzungen um ziemlich blutrünstige Streifen, die mit Hilfe schriller Sounds und viel Geschrei an der Psyche der Zuschauer knabbern. Die folgenden Direct to Disc Veröffentlichungen, wie z.B. Texas Chainsaw 3D (2013), versanken leider im Teeniehorror-Einheitsbrei und sind nicht wirklich der Rede wert. Ein kommender Lichtblick ist das zweite Prequel Leatherface von den Regisseuren Alexandre Bustillo und Julien Maury (Inside), das, wenn alles gut geht, im Dezember 2017 in Deutschland von der Turbine Media Group Direct-to-Disc veröffentlicht wird…
#9 – High Tension
Mit High Tension schuf der französische Regisseur Alexandre Aja im Jahr 2003 den Beginn einer anrollenden Welle „neuer französischer Härte“, auf die später Titel wie Frontière(s), Martyrs und Inside ihre gewachsten Surfbretter legten. Der Tenor dieser neuen „Hardgore-Filme“ bestand vornehmlich aus absolut roher und blutrünstiger Gewaltdarstellung, bei der die Story meistens eher nebensächlich war; mit Ausnahme des bereits erwähnten Meisterwerks Martyrs, das Platz 2 in diesem Ranking belegt.
High Tension führt zwei junge Frauen in das Elternhaus der Einen und dort bricht gleich in der ersten Nacht ein monströser Trucker ein, der die gesamte Familie brutal und ohne Sinn und Verstand regelrecht abschlachtet. Alexia wird von ihm gekidnappt und Marie, die sich gut verstecken konnte, nimmt die Verfolgung des Fremden auf. Welchen Grund könnte er für seine Taten haben und in welchem Zusammenhang steht die heimliche lesbische Liebe Maries Alexia gegenüber? – Belohnt wird der aufmerksame Zuschauer am Ende mit einem wirklich krassen Brainfuck… anders kann man es leider nicht ausdrücken.
Durch sein kompromissloses Debüt, das in einem für das Horrorgenre bis Dato sehr brillanten Look präsentiert wurde, fasste Aja schnell Fuß in Hollywood. Gleich sein nächster Film entstand als Auftragsarbeit für den mittlerweile verstorbenen Kult-Regisseur Wes Craven: …
#8 – The Hills have Eyes (Remake)
Wes Craven, vor allem bekannt für die A Nightmare on Elm Street– und Scream-Reihe, schuf bereits im Jahr 1972 mit The Last House on the Left (Das letzte Haus Links) einen Meilenstein im Bereich Terrorfilm (begründet mit Deliverance – Verfilmung des Romans Flussfahrt aus dem Jahr 1970) und erfand damit gleich ein neues Subgenre, genannt ‚Rape & Revenge‘. Dieser Maßstäbe setzende Film gehört theoretisch auch in dieses Rating, allerdings ist er eher psychologischer Natur und zeigt für heutige Verhältnisse eine lediglich recht überschaubare Anzahl härterer Splatterszenen. Damals waren sie aber natürlich State of the Art!
Ursprünglich als Fortsetzung geplant, lieferte Craven 1977 The Hills have Eyes (Hügel der blutigen Augen), der es in Deutschland, wie auch sein indirekter Vorgänger, nicht einfach mit der BPjM hatte. In dem Terrorfilm geht es allerdings nicht um die entflohenen Schwerverbrecher aus The Last House on the Left, die im Wald zwei junge Mädchen brutal misshandelten und kaltblütig umgebracht haben, sondern um eine Familie, die mit ihrem Camper in der Wüste Neumexikos einen „Unfall“ hatte. Dabei lies sich Craven scheinbar auch von Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre beeinflussen.
Im Originalton haben es durch nukleare Tests verseuchte Mutanten auf die scheinbar ahnungs- und wehrlosen Urlauber abgesehen. In der deutschen Synchronisation handelt es sich merkwürdigerweise um Außerirdische, wahrscheinlich weil man befürchtete der Film würde sonst keine Freigabe erhalten…
Auf jeden Fall erblicke ein weiterer Backwoodhorror-Terrorfilm das Licht der Welt, frei nach dem Motto „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (eine Anspielung auf Deliverance), der das Publikum damals auf Grund seiner expliziten Gewaltdarstellung ziemlich aufwühlte. Der Slogan lautete fortan aber „Die Glücklichen sterben zuerst!“
Im Jahr 2006 übergab der Horror-Altmeister dann das Ruder an Alexandre Aja, der im Auftrag von Craven ein Remake des Kultfilms drehen sollte, was ihm schlussendlich – im Director’s Cut – auch außerordentlich gut gelang. So bietet die Neuauflage von The Hills have Eyes von allem noch etwas mehr und ist zu einem echten Maßstab bisher ungeahnt kompromissloser Gewaltdarstellung im Mainstream Kino geworden.
Wie auch dem Original spendierte man dem Remake kurze Zeit später eine Fortsetzung, die aber eine völlig andere Geschichte als Im Todestal der Wölfe – The Hills have Eyes 2 erzählte und nur noch ausschließlich auf möglichst krasse Gewaltdarstellungen und Ekeleffekte setzte (Stichwort: Nachwuchsproduktion der Mutanten). Die Protagonisten sind hier ungehorsame Soldaten, die in der Wüste das Verschwinden eines Forschertrupps als eine Art Strafe untersuchen sollen…
#7 – Inside
Erneut haben wir hier einen Debütfilm aus Frankreich: Inside – Die jungen Regisseure Alexandre Bustillo und Julien Maury sprangen im Jahr 2007 mit auf den Hypetrain der „neuen französischen Härte“ auf, den der weltweite Erfolg von Alexandre Ajas High Tension in Gang gesetzt hatte. Im selben Jahr erblickte auch Frontière(s) von Regisseur Xavier Gens (Hitman, The Divide) und Produzent Luc Besson (Léon – Der Profi, Das Fünfte Element) das Licht der Welt, der zwar auch in diesem Ranking aufgeführt werden sollte, jedoch auf Grund seines schwarzhumorigen Untertons nur bedingt ernstzunehmend ist.
Inside macht keinen Hehl aus der quasi nicht vorhandenen oder sehr simplen Story: Ähnlich wie in High Tension geht es um das Eindringen einer Fremden Person in ein Haus, die etwas böses will, und zwar das ungeborene Kind der hoch schwangeren Protagonistin. Es entbrennt ein harter Kampf ums Überleben, dem auch einige Polizisten und Hausierer zum Opfer fallen. Die tragende Kraft des Films ist, neben den äußerst blutrünstigen Gore-Effekten, die namenlose Antagonistin, gespielt von Béatrice Dalle. Leider aber strotzt das handwerklich zwar sehr gut gelungene und visuell absolut edle Hardgore-Werk nur so vor Logikfehlern, die anspruchsvollen Horror-Junkies das Filmvergnügen leicht verhageln könnten.
#6 – Hostel
Von der Quentin Tarantino-Produktion Hostel, aus der Feder von Cabin Fevers Eli Roth (The Green Inferno, Knock Knock), kann man halten was man will. Fakt ist aber, dass dem geneigten Zuschauer hier ein „Torture Porn“ auf erschreckend realistischer bzw. nachvollziehbarer Grundidee präsentiert wird. Ich selber bekomme immer den Eindruck, dass wenn jemand diesen blutrünstigen Meilenstein des Mainstream Kinos nicht mag, dann nur weil er/sie das Szenario zu realistisch findet und weil scheinbar am Anfang mit etwas zu viel nackter Haut geworben wird. Doch seien wir mal ehrlich, wer würde nicht als Anfang 20-jähriger, Party-wütiger Backpacker in Osteuropa in genau so eine Falle tappen, wie es die Protagonisten dieses auch in der Szene umstrittenen Gorefests tun? – Sie werden schlussendlich von einer Organisation gekidnappt, die es zahlungskräftigen Kunden ermöglicht ihre dunkelsten Fantasien wahr werden zu lassen. Und natürlich wollen die meisten derer möglichst langsam irgendeinen anderen Menschen zu Tode foltern… aus welchen Gründen auch immer? – Die Story ist so simpel wie auch genial und im visuellen Sinne, auch auf die perfekt inszenierten Metzel-Effekte bezogen, wirklich gut umgesetzt.
Es folgten zwei Fortsetzungen, wobei Hostel 3 es nicht in die Kinos schaffte und von dem sich der Serien-Schöpfer Eli Roth auch distanziert.
Um eine Überleitung zum fünften Platz in diesem Ranking zu schaffen muss noch angemerkt werden, dass der Cannibal Holocaust-Regisseur Ruggero Deodato einen Cameo-Auftritt in Hostel 2 bekommen hat und darin, wie soll es auch sein, einen Kannibalen spielt!
#5 – Cannibal Holocaust
Zugegeben, hierbei handelt es sich um einen ziemlich alten Schinken. Aber einer der absoluten Skandalfilme des letzten Jahrhunderts ist wohl unumstritten der blutrünstige „Abenteuerfilm“ Cannibal Holocaust aka. Nackt und Zerfleischt, vom italienischen Regisseur Ruggero Deodato (unser Interview). Mit diesem Werk wurde quasi auch das Found Footage-Genre (Blair Witch, Katakomben etc.) erfunden, denn als Film im Film werden die auf Zelluloid gebannten Bilder eines verschollenen Kamerateams analysiert, das im Amazonasgebiet eine Dokumentation über Kannibalen drehen wollte. Doch als sich die angeblichen Menschenfresser friedfertiger entpuppen als von den Protagonisten gewollt, inszenieren die Filmschaffenden ihr eigenes Schlachtfest und zwingen die vorerst harmlosen Indios auf perfide Art und Weise ihnen die Show zu liefern, die sie sehen und später auch zeigen wollen. Als das Kamerateam immer brutaler gegen die Ureinwohner vorgeht, wehren sie sich natürlich…
Sehr interessant an diesem kontroversen Film ist die Tatsache, dass zu seiner Entstehungszeit (1980) Kannibalen immer pauschal als böse abgestempelt wurden, die gnadenlos in tropischen Urwäldern Jagd auf Menschen machen, um sie zu verspeisen. Dass dies nicht wirklich der Fall war, sondern dass der Verzehr von Menschenfleisch eher kriegerische und religiöse Hintergründe hat (bis in die heutige Zeit hinein), das war damals nur den Wenigsten bewusst. So sind die Indios in Cannibal Holocaust erstmalig in der Filmgeschichte tatsächlich die Opfer!
Zur Kontroverse wurde der heutige Kultfilm einerseits wegen der absolut überzeugenden Spezialeffekte. Diesbezüglich musste Deodato erst mal mit Hilfe von Behind the Scenes-Material beweisen, dass keine Indios für die Filmaufnahmen umgebracht wurden und saß tatsächlich für einige Tage in England im Gefängnis, als er einen Vertrieb für sein neustes Werk suchte. Andererseits werden aber auch zahlreiche echte Tiertötungen angeprangert, die im Film gezeigt werden. Gedreht wurde allerdings mit echten Indios, nach derer Anleitung die Protagonisten, bzw. im späteren Verlauf die Antagonisten die Wildtiere erlegten und schlachteten, welche danach auch restlos von den am Set anwesenden Einheimischen verwertet wurden. Insofern kann man bei diesem produktionstechnischen, allerdings sehr effekthascherischen Kniff durchaus ein Auge zudrücken, denn gejagt worden wären diese Tiere eh…
#4 – SAW (Franchise)
In der SAW-Reihe geht es vornehmlich darum, dass ein todkranker Killer (Tobin Bell) verschiedene Personen – die den Wert des Lebens nicht zu schätzen wissen – in tödliche Fallen lockt, in denen sie auf „sehr körperliche Art und Weise“ Opfer bringen müssen, um zu entkommen. Somit ist es wenig verwunderlich, dass die Rahmenhandlung nur beiläufig interessiert und das Publikum vornehmlich fast schon hypnotisiert von den tödlichen Konstrukten des ‚Jigsaw Killers‘ ist und wie genau sich die Opfer auf blutrünstigste Art und Weise aus ihnen befreien müssen, um weiter leben zu können/zu dürfen. Durch diese „Läuterungen“ scharrt der Jigsaw Killer immer mehr Anhänger um sich, die auch nach seinem Tod sein Werk lange weiter führen…
Der harte Thriller war im Jahr 2004 der große Durchbuch für den jungen australischen Regisseur James Wan (Death Sentence, Insidious, Conjuring) und seinen Co-Autor und leidenschaftlichen Schauspieler Leigh Whannell. Zu dieser Zeit hielt Wan aber noch nicht viel von Fortsetzungen und drückte das Franchise später als Produzent in die Hände von Darren Lynn Bousman (Mother’s Day, Repo! The Genetic Opera), der bis zum einschließlich vierten Teil die Regie übernahm und sich somit auch einen Namen im Horrorgenre machte. Die Sequels waren wesentlich blutiger als der Auftakt der Reihe und wurden im Verlauf immer verworrener, bis die Regisseure David Hackl (SAW V) und Kevin Greutert (SAW VI & VII) die Story wieder in Spur brachten; wobei SAW V eigentlich den schwächsten Teil der Serie darstellt, der für die Geradlinigkeit des Franchise aber sehr wichtig war. Das bisherig große Finale stellt der siebte Teil dar, der an visuell perfekt inszenierten Gräueltaten kaum noch zu überbieten ist.
Wie man sich denken kann, hatten es einige Teile also hierzulande nicht leicht mit dem Jugendschutz und wurden teilweise sogar von der BPjM nach „Liste B der jugendgefährdenden Medien“ in ungeschnittener Form beschlagnahmt (SAW III, V & VII). Im Oktober 2018, pünktlich zu Halloween, soll in den deutschen Kinos der bereits achte Teil starten, der den Titel Jigsaw trägt, frei nach dem von Tobin Bell (The Flash, Dark House) gespielten Charakter.
#3 – Evil Dead
Natürlich darf Tanz der Teufel in diesem Ranking nicht fehlen! Hier allerdings vertreten durch das 2013er Remake Evil Dead, des talentierten Regisseurs Fede Alvarez (Don’t Breathe). Natürlich hat auch das Original aus dem Jahr 1981 vielen Kinobesuchern seinerzeit einen Herzkasper verursacht, doch einige Effekte wirken heutzutage leider unfreiwillig komisch. Darum sprechen viele auch von einer Horrorkomödie, zu der die Tanz der Teufel-Reihe aber erst mit den Fortsetzungen (Tanz der Teufel 2, Armee der Finsternis) wurde. Als Produzent des Remakes war der Regisseur des Originals – Sam Raimi (Spiderman 1 – 3, Spartacus [Serie], Drag Me to Hell) – aber direkt am Projekt beteiligt, ebenso wie der vormalige Hauptdarsteller Bruce Campbell, der „seinen Ash“ in der offiziellen Fortsetzung der originalen Reihe – Ash vs Evil Dead (Serie) – weiter verkörpert.
Das Remake präsentiert eine sehr ähnliche Geschichte und setzt auf sehr harte und vor allem handgemachte Splattereffekte am laufenden Band: Mia und ihr Bruder David freuen sich auf ein paar freie Tage, die sie mit ihren Freunden Olivia, Eric und Natalie in einer entlegenen Waldhütte verbringen wollen. Doch dann entdecken die Fünf ‚Das Buch des Todes‘ – und wecken damit düstere Dämonen. Nur einer von ihnen bleibt von den Untoten verschont und muss fortan einen erbitterten Kampf um sein Leben führen…
Seit Alexandre Ajas High Tension waren wir nicht mehr so beeindruckt von der visuellen Präsentation eines beinharten Horrorfilms. Die hier gezeigten, sehr schmuddelästhetischen Bilder, in Zusammenspiel mit einer absolut stimmigen tontechnischen Untermalung, sind bis heute konkurrenzlos. Noch nie sah ein Horrorfilm so „unheimlich gut“ aus und war dabei dermaßen blutig! Evil Dead ist Bodyhorror vom Feinsten und ein super beklemmendes Kammerspiel, in dem jeder Charakter dem anderen misstraut.
#2 – Martyrs
Der ebenfalls französische Folter-Rachethriller Martyrs besticht nicht nur durch harte Spezialeffekte und seine düstere Atmosphäre, sondern vor allem durch die ausgeklügelte Story, die den Zuschauer die ganze Laufzeit im Unklaren darüber lässt, worum es eigentlich wirklich geht. Im Grunde will die mittlerweile jugendliche Anna mit Hilfe ihrer Waisenhaus-Freundin Lucie nur Rache an den Peinigern nehmen, die sie im Kindesalter gekidnappt und brutal gefoltert haben. Die Schuldigen sind schnell gefunden und nach einer nervenaufreibenden „Home Invasion“ ist sich Anna gewiss, ihre Entführer nach Jahren endlich gerichtet zu haben. Doch alles kommt anders als gedacht…
Der Regisseur und Drehbuchautor Pascal Laugier ist nach Martyrs leider lange in der Versenkung verschwunden. Tatsächlich ist sein erfolgreichster Film auch wirklich harter Tobak und eher für experimentierfreudige Filmfans geeignet. Von Horrofans nicht selten als der beste Genre-Vertreter überhaupt genannt, kam der Stoff im Mainstream nicht wirklich gut an, schaffte in der IMDb aber trotzdem recht stolze 7,1 Punkte, was für einen Genrefilm eine wirklich gute Leistung ist. Martyrs folgte im Jahr 2012 in Laugiers Portfolio noch der Horrorfilm Angst hat viele Gesichter aka. The Tall Man, mit Jessica Biel (Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre) in der Hauptrolle. Dabei handelt es sich um eine filmische Interpretation des „Slenderman Mythos“.
#1 – Eden Lake
Am idyllischen Eden Lake wollen Jenny und Steve ausspannen, doch statt eines romantischen Wochenendes durchlebt das Paar einen Albtraum. Die Provokationen einiger Jugendlicher eskalieren zur brutalen Gewalt, als der Kampfhund des Anführers getötet wird. Von jetzt an machen die Kids in den Wäldern unerbittlich Jagd auf die Erwachsenen und lassen auch die letzten Grenzen zwischen Leben und Tod hinter sich.
Kaum einen Film musste ich so oft bei Heimkinoabenden stoppen wie Eden Lake. Dabei stand allerdings nicht die bloße Gewaltdarstellung oder evtl. mangelnde Qualität in der Kritik, denn bis die Situation im Film eskaliert haben wir es nur selten geschafft. Der Grund war meistens der, dass diesem beinharten Genre-Beitrag schon von Anfang an ein so dermaßen düsterer Unterton anhaftet, dass das daraus resultierende unangenehme Bauchgefühl für die meisten mitfühlenden Betrachter nur schwer zu ertragen ist. Auf Grund der sehr realistischen Thematik baut sich ein enormer Druck auf, der bis zur letzten Minute dieses nervenaufreibenden Terrorfilms ohne Aussicht auf Erlösung immer stärker wird.
Hier wurde sich sehr frei an der Grundthematik des 1976er Klassikers Ein Kind zu Töten orientiert, in dem auf einer spanischen Insel die Kinder alle Erwachsenen getötet haben und dann einigen unbedarften englischen Touristen nach dem Leben trachten. So stellt sich auch in Eden Lake die Frage, wie weit man bereit ist zu gehen, sich vor wirklich bösartigen Kindern und Jugendlichen zu schützen, die einem eindeutig ans Leder wollen, fernab jeglicher Zivilisation…?
Prominent besetzt mit Michael Fassbender (Prometheus) und Kelly Reilly (Sherlock Holmes) schuf der britische Regisseur und Drehbuchautor James Watkins (Die Frau in Schwarz, The Descent 2, Bastille Day) gleich mit seinem Debüt einen schwer verdaulichen, jedoch aber leicht verkannten Meilenstein im Bereich des Terrorfilms, den wir an dieser Stelle würdigen wollen.
Nachwort
Natürlich ist uns, bzw. mir (als Autor) bewusst, dass es noch viele weitere sehr harte und/oder verdammt blutige Genrefilme, auch neben den am Rande erwähnten gibt; z.B. Braindead, Irréversible, Human Centipede, Turistas, I Saw the Devil, A Serbian Film, The Devil’s Rejects, Guinea Pig oder gar Ichi the Killer. Sie alle hier aufzuzählen würde aber definitiv den Rahmen dieses Artikels sprengen! – In weiteren Specials werden wir in Bälde z.B. die besten Splatterkomödien, die gruseligsten Horrorfilme, die besten Underdogs oder die kontroversesten Filme auflisten, wobei letztere natürlich nicht zwangsläufig im Horror-Genre anzusiedeln sind… Gerne hätte ich persönlich in diese Liste auch das ultra harte, autobiografische Drama Jack Ketchum’s Evil mit eingebracht, das aber leider nicht wirklich in den Mainstream gehört. Schon der Gewinner ist eigentlich grenzwertig. So bleibt nur die Erwähnung in diesen „Honorable Mentions“ des Nachworts.
Uns war es wichtig für dieses Ranking Filme auszuwählen, die gewissermaßen kurzweilig sind, gute und harte Spezialeffekte bieten; dabei auf pornografische Inhalte verzichten, psychologisch recht tiefgründig sind und möglichst wenig Raum für (unfreiwilligen) Humor bieten. Mainstream halt!
Eure Meinungen gerne in die Kommentare!