Kurzinhalt & Trailer:
Neuengland, 1630. Farmer William findet, gemeinsam mit Frau Katherine und den fünf Kindern, ein neues Zuhause auf einem abgelegenen Stück Land, nahe eines düsteren Waldes.
Bald kommt es zu beunruhigenden Vorfällen: Tiere verhalten sich aggressiv, eines der Kinder verschwindet, während ein anderes von einer dunklen Macht besessen zu sein scheint. Misstrauen und Paranoia wachsen und die älteste Tochter Thomasin wird der Hexerei beschuldigt. Als sich die Lage immer weiter zuspitzt, werden Glaube, Loyalität und Liebe jedes einzelnen Familienmitgliedes auf eine schreckliche Probe gestellt…
Originaltitel: The Witch
Jahr: 2015
Genre: Horror, Drama, Mystery
Kinostart: 19.05.2016
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: England, Kanada, USA
Regie: Robert Eggers
Drehbuch: Robert Eggers
Produzenten: Daniel Bekerman, Lars Knudsen, Jodi Redmond, Rodrigo Teixeira, Jay Van Hoy, Thomas Benski, Jonathan Bronfman, Chris Columbus, Eleanor Columbus, Julia Godzinskaya, Alexandra Johnes, Sophie Mas, Lucas Ochoa, Michael Sackler, Alex Sagalchik, Lourenço Sant‘ Anna
Darsteller: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie, Harvey Scrimshaw, Ellie Grainger, Lucas Dawson, Julian Richings, Bathsheba Garnett, Sarah Stephens
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Kino
Mit seinen knapp 92 Minuten Spielzeit ist der ungewöhnliche und bildgewaltige Horrorfilm The Witch definitiv nicht zu lang. Diese düstere „New-England Folktale“ war für mich aber doch irgendwie sehr anstrengend zu betrachten; wobei mir der Stil insgesamt sehr gut gefällt und geschichtlich und dialogtechnisch scheinbar alles recht akkurat dargestellt wurde. Vor allem die brillanten und sehr düster gestalteten Bilder transportieren diese vielleicht dunkelste Periode der amerikanischen Geschichte wirklich gut, die Erzählweise wirkte auf mich aber teilweise recht auslaugend. Dies kann natürlich genau das sein, was man sich als Horrorfan von einem Film wünscht, nur wurde die düstere Grundstimmung auf künstlerischer Ebene etwas zu sehr ad absurdum getrieben. Stilistisch fühlte ich mich leicht an Antichrist (Lars von Trier) erinnert, der aber nicht so krampfhaft versuchte die „Kunstform Film“ auf ein neues Level zu heben. The Witch ist bei diesem Versuch, im Bereich der Hochglanz-Horrorfilme, meiner Meinung nach über sein Ziel hinaus geschossen, denn zu viel „Art House“ kann auch dafür sorgen, dass das Gesamtwerk irgendwie am Thema vorbei arbeitet…
Was bleibt ist eine recht authentische Darstellung der Zeit der Hexenprozesse, im frisch von Europäern besiedelten Nordamerika, und allem voran die gut gespielte Ausweglosigkeit des von den Eltern der Hexerei beschuldigten jungen Mädchens Thomasin (Anya Taylor-Joy – Split).
Schauspielerisch gibt es hier absolut nichts zu bemängeln. Tatsächlich agierten alle Darsteller absolut überzeugend vor den Kameras. Etwas nervig ist aber die deutsche Synchronisation der Kinder (die Zwillinge). Nicht weil sie schlecht ist, sondern weil sie die ganze Zeit so überzogen schreien. Kate Dickie (Game of Thrones) reagiert als Mutter Katherine meiner Meinung nach oftmals etwas zu emotional, was aber natürlich eher dem Drehbuch und nicht ihrem schauspielerischen Talent geschuldet ist. Als Zuschauer fragt man sich die ganze Zeit, warum sie solch einen heftigen Hass auf ihre älteste Tochter hat, die sich wirklich alle Mühe gibt sich nützlich zu machen? – Ja klar, die Zeiten sind hart und das Überleben allein in Wildnis ist kein Zuckerschlecken. Außerdem kommt noch hinzu, dass Thomasin die letzte war, die den jüngsten Spross der ohnehin schon sehr geplagten Familie gesehen hat, bevor er angeblich von einem Wolf in den Wald verschleppt wurde… so erklärt man sich sein Verschwinden zumindest. Die Zeiten damals waren aber eben sehr hart und darum auch kinderreich und man sollte sich derzeit im Klaren darüber gewesen sein, dass man trotzdem die Ernte einfahren muss, anstatt in tiefer Trauer zu versinken und den ganzen Mais vergammeln zu lassen… Dieser, für die Story absolut relevante Logikfehler stört mich in diesem Fall tatsächlich sehr, weil der Film versucht äußerst realistisch zu wirken. Und mit dem vergammelten Mais beginnt dann letztendlich auch das richtige Übel.
Wirklich klasse funktioniert der schwarze Ziegenbock aka „der schwarze Phillip“, als angebliche Verkörperung des Antichristen. Die nervigen Kinder beginnen irgendwann so zu tun, als ob der Ziegenbock mit ihnen spreche und beschuldigen gleichermaßen auch die ältere Schwester, für das Verschwinden des kleinsten Bruders verantwortlich zu sein. Plötzlich wird die Milch des Nutzviehs zu Blut und jede Menge anderes creepiges Zeug passiert. Doch Thomasin ist sich weiterhin keiner Schuld bewusst und so gilt es als Zuschauer tatsächlich einfach nur abzuwarten, welche Mächte hinter den mysteriösen Vorkommnissen stecken. Hiermit schließt sich der Kreis dann auch für mich, denn The Witch genoss innerhalb der Produktion womöglich zu viele Freiheiten. Normalerweise würde ich dies feiern, nur wird dieses optisch wirklich grandios inszenierte Werk dadurch insgesamt etwas zu willkürlich und mit dem Schluss konnte ich mich letztendlich überhaupt nicht anfreunden. Ähnlich erging es mir auch mit dem 2018 erschienenen Genre-Beitrag Hereditary, der vor allem von der Presse ziemlich gefeiert wurde…
Fazit:
The Witch ist ein bedächtiger Horrorfilm, der weitgehend von sehr düsteren Bildern und seiner extrem düsteren Grundstimmung lebt. Dafür muss man als Horrorfan aber auch die Nerven haben. Nicht weil der Film so gruselig, sondern weil er so ernst ist. Atmosphäre ist eigentlich immer gut, nur hier gibt es etwas zu viel davon und dafür passiert irgendwie zu wenig. Im Großen und Ganzen handelt es sich aber um einen technisch absolut brillanten Film. Die Story ist dann eher Geschmackssache und meinen Geschmack nach hat mich dieses künstlerisch, in übertriebener Weise etwas zu extravagante Werk nicht abholen können. Eure persönliche Meinung gerne in die Kommentare!
4 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Bisher nur im Kino gesichtet…
Verleih: Universal Pictures
Verleihstart: 29.09.2016
Verkaufstart: 29.09.2016
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Nein
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS Digital Surround 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Französisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS Digital Surround 5.1)
• Italienisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS Digital Surround 5.1)
• Spanisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS Digital Surround 5.1)Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Spanisch, Türkisch
Bildformat: 1,66 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
Laufzeit: ca. 89 Min. (ca. 92 Min Blu-ray)
Uncut: Ja
Extras: –
Ich kann dir da nur zustimmen.
An mir ist der Film leider auch „vorbeigegangen“.
Grundstimmung stimmt zwar aber passieren tut nicht wirklich was.
Fand es schade, weil ich irgendwie mehr erwartet hatte.