Kurzinhalt:
Nach dem tragischen Tod seiner Frau reist Dr. Nate Daniels dorthin, wo er sie einst kennenlernte: in die südafrikanische Savanne. Die lang geplante Reise in das Wildreservat des Biologen und alten Freundes der Familie, Martin Battles, soll ihm und seinen Teenager-Töchtern Meredith und Norah die Möglichkeit geben, den schweren Verlust zu überwinden.
Viel Gelegenheit dazu bekommen sie allerdings nicht, denn sie werden zum Ziel mehrerer aggressiver Angriffe eines blutrünstigen Löwen, der es scheinbar bewusst auf Menschen abgesehen hat, nachdem er die Attacke brutaler Wilderer überlebt hat. Und ganz plötzlich wird aus der heilenden Reise ein verzweifelter Kampf ums Überleben. Doch Daniels lässt sich und seine vom Schicksal gebeutelte Familie nicht ohne Weiteres zur Beute machen – und nimmt den Kampf gegen die wilde Bestie auf.
Originaltitel: Beast
Jahr: 2022
Genre: Tierhorror, Survival, Abenteuer
Kinostart: 25.08.2022
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: USA, Island
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: Ryan Engle, Jaime Primak Sullivan
Musik: Steven Price
Produzenten: Baltasar Kormákur, James Lopez, Will Packer, Bernard Bellew, Jaime Primak Sullivan
Darsteller: Idris Elba, Sharlto Copley, Leah Jeffries, Iyana Halley, Martin Munro, Daniel Hadebe, Liyabuya Gongo, Thapelo Sebogodi, Chris Langa, Mduduzi Mavimbela, Chris Gxalaba, Kazi Khuboni, Tafara Nyatsanza, Ronald Mkwanazi, Naledi Mogadime, Thabo Rametsi
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Kino
Anzahl der Kritiker: 2
Generell bin ich ein Gegner davon, wenn bewunderns- und schützenswerte Tiere zu Monstern stilisiert werden; andererseits liebe ich auch das Tierhorror-Subgenre. Wenn es richtig trashig wird, dann fällt es einem als Zuschauer leicht zwischen Realität und Narrativ zu unterscheiden, allerdings stehe ich gleichermaßen auf Realismus und qualitativ hochwertige Darstellung.
Beast – Jäger ohne Gnade ist so ein Zwischending, bei dem man versucht hat eine realistisch nachvollziehbare Tierattacke mit durchaus ansehnlichen Effekten zu inszenieren, in dem aber auch deutlich gesagt wird, dass sich kein normaler Löwe jemals so verhalten würde. So bin ich ich hin und her gerissen, was eine objektive Bewertung dieses durchaus kurzweiligen, ziemlich sauber inszenierten und durchaus harten Survival-Familiendrams angeht. Es ist nicht trashig genug, um nicht ernst genommen werden zu können, aber die Story ist gleichermaßen auch nicht ernst/realistisch genug, um wirklich ernst genommen zu werden.
Familiendrama? – Ja, und das hätte es nicht unbedingt gebraucht. Die Exposition im ersten Drittel des Films reicht vollkommen aus, aber in der actionreicheren letzten Stunde hätte es gerne etwas weniger Fokus auf die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Vater und Töchtern, deren Mutter wenige Zeit zuvor verstorben ist, sein können.
In der Zeit, in der ich anfing VHS bzw. Filme zu sammeln, war eines meiner ersten Originale Der Geist und die Dunkelheit. In dem Film mit Val Kilmer und Michael Douglas geht es um zwei Löwen (Geist und Dunkelheit), die Ende des 19. Jahrhunderts im heutigen Kenia mindestens 35 Menschen gefressen (!) haben. Einige Schätzungen gehen sogar von bis zu 135 Menschen aus. Diese Geschichte ist tatsächlich ganz ähnlich so geschehen, wurde für den Film aber noch ein wenig ausgeschmückt. Einer der beiden Löwen hat sich zeitweise, und der andere hauptsächlich von Menschenfleisch ernährt. Der Grund: Einfache Beute! – Die indischen Gastarbeiter beim Bau einer Eisenbahnlinie der Uganda Railway kannten sich wohl einfach nicht mit der afrikanischen Tierwelt aus und waren zu unvorsichtig. Die beiden Löwen wurden letztendlich vom irischen Soldaten und Jäger John Henry Patterson erschossen und werden noch heute im Field Museum of Natural History, Chicago ausgestellt.
Worauf ich aber eigentlich hinaus will, ist dass die „Menschenfresser von Tsavo“ in Der Geist und die Dunkelheit mit Hilfe von echten Löwen (bis auf eine einzige Szene) dargestellt wurden. Aber Tiere in Hollywood ist natürlich ein super kontroverses Thema, weshalb man heutzutage immer öfter auf Computer Generated Imagery (CGI) zurückgreift.
Der bzw. die Löwen in Beast wurden entsprechend dem Stand der Technik und dem zugrundeliegenden Budget durchaus ansprechend am Computer animiert. Licht und Schatten wirken authentisch auf den Haaren des rachsüchtigen Löwen, welcher sich deshalb durchaus gut in das Bild integriert. Ein weiterer Punkt ist, dass es in Beast sehr viele Long-Shots gibt, in denen die Kamera sehr lange Zeit ohne Schnitte um die Charaktere herum und durch das Set hindurch zu fließen scheint; auch während der actionreichen Szenen mit dem wütenden Löwen. Seine Attacken kommen grundsätzlich ziemlich krass rüber und weil die Kamera während dieser in der Bewegung nahezu an den Protagonisten kleben bleibt, bekommt man als Zuschauer tatsächlich ein leicht beklemmendes Gefühl. Nur ist es halt so, dass wir uns wegen des CGI-Löwen immer wieder auch auf einem schmalen Grad am oberen Rand des ‚Uncanny Valleys‘ bewegen. Auch wenn die Animationen hier wirklich gut gelungen sind, werden diese bei einigen Zuschauern/CGI-Gegnern womöglich unangenehm auffallen, denn Löwen sind auf Grund ihres Felles weitaus schwieriger zu animieren als schuppige und ggf. feuchte Tiere, wie z.B. Krokodile oder Haie. Die Effekte sind hier allerdings weitaus weniger auffällig als z.B. im thematisch sehr ähnlichen Danger Park – Tödliche Safari.
Apropos Danger Park: Die Geschichte von Beast ist relativ identisch, nur haben wir hier nicht diese Griswald-Family-artige Goofyness bezüglich der Charaktere.
Allen voran trägt natürlich Idris Elbas (The Suicide Squad, Beasts of no Nation, Thor) Charakter – Dr. Nate Samuels – die Story. Grundsätzlich muss der Vater zweier Töchter diese einfach nur beschützen und dabei noch versuchen das Leben seines langjährigen Freundes Martin zu retten, einem Wildhüter des Reservats. Martin wurde gespielt von Sharlto Copley (District 9, Chappie, Das A-Team), einem klasse Schauspieler aus Südafrika, der hier erneut eine tolle Performance ablieferte. Tatsächlich empfand ich seinen Charakter hier als Sieger der Herzen.
Die Töchter von Dr. Nate Samuels wurden von der jungen Leah Jeffries und der etwas älteren Iyana Halley gut und überzeugend gespielt, jedoch sind diese Figuren eigentlich nur Beiwerk, um ein wenig Familiendynamik und Herzschmerz zu erzeugen. Theoretisch hätten sich Nate und Martin auch alleine dem Löwen stellen können. Das ganze Familiendrama ist zwar nicht wirklich schlimm, wirkt aber ein bisschen zu aufgesetzt.
Der Inhalt von Beast ist ansonsten auf das Nötigste herunter gedampft. Viel braucht es ja auch nicht für eine solide Survivalstory: Ein wütendes Vieh, ein paar Charaktere und das Buffet ist eröffnet…!
Die handgemachten Wunden wirken deftig und die Attacken des rachsüchtigen Löwen wurden großartig choreografiert, animiert und gefilmt. Nur am Schluss kickt dann plötzlich die ‚Deus ex Machina‘, was mich ziemlich gestört hat. Aber ich will ja möglichst nicht spoilern…
Fazit:
Beast ist ein absolut solider Tierhorrorfilm, der qualitativ auf eine Stufe mit z.B. Crawl zu stellen ist. Der Versuch mit einem Mittelfinger auf die Wilderei in Afrika zu zeigen ist aber leider misslungen. Hier hat z.B. Danger Park ein bisschen bessere Arbeit geleistet. Ein bisschen mehr Tiefe diesbezüglich wäre schön gewesen.
Die Löwen wurden grundsätzlich klasse animiert und die Attacken des Einen wirken schön wuchtig. Zudem hat mir die Kamera sehr gut gefallen, die ständig in Bewegung ist und in teilweise sehr langen Shots äußerst sauber durch die Szenen zu fließen scheint; auch wenn es mal wilder zur Sache geht.
Dass die Löwen aus dem Rechner stammen, könnte einigen Zuschauern evtl. unangenehm aufstoßen. Allerdings ist es sehr löblich, bei entsprechenden Filmproduktionen auf echte Tiere zu verzichten, denn diese oftmals gefährlichen Spezies führen meist kein sehr schönes und artgerechtes Leben.
Die Story ist insgesamt natürlich recht simpel gehalten, benötigt allerdings kaum Zeit um in Fahrt zu kommen, schließt dann letztendlich aber sehr plötzlich und beliebig ab und presst nochmal schnell den einen oder anderen gravierenden Logikfehler mit rein, über die ich hier aber nicht schreiben konnte, ohne zu spoilern. Das Ende ist leider recht enttäuschend, weil zu simpel.
Tierhorror-Enthusiasten können bedenkenlos zugreifen!
4,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Verleih: Universal Pictures
Verleihstart: 27.10.2022 (VoD)
Verkaufstart: 10.11.2022 (DVD, Blu-ray)
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Nein
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: Dolby Atmos)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: Dolby Atmos)
• Italienisch: DD 5.1 (Blu-ray: DD 7.1)
• Französisch: DD 5.1 (Blu-ray: DD 7.1)Untertitel: Deutsch, Englisch, Niederländisch, Französisch, Italienisch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray & VoD Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit 25Hz: ca. 89 Min. (DVD)
Laufzeit 24Hz: ca. 93 Min. (Kino, Blu-ray, VoD)
Uncut: Ja
Extras:
• Unveröffentlichte Szenen
• Das Erschaffen der Bestie
• Mann gegen Löwe: Der finale Kampf
• Trick mit der Echtheit: Die Wunden
• Filmen im Revier der Bestie
• Familienbande: Die Besetzung von „Beast – Jäger ohne Gnade“
• Der Stolz eines Löwen
• Trailer