Kurzinhalt & Trailer:
Kiewer Rus im 10. Jahrhundert: Es herrscht Zwietracht unter den Söhnen des verstorbenen Königs von Novgorod. Als es zwischen Prinz Yaropolk und seinem Bruder Oleg zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommt, stirbt Oleg – und Yaropolk wird von dem Krieger Sveneld dafür verantwortlich gemacht. Sveneld macht sich auf, um zum verbleibenden Sohn Vladimir zu reisen und für das Gesetz der Blutrache zu kämpfen: Ein Tod für einen anderen! Vladimir ist an einer friedlichen Lösung interessiert, kann sich ohne Verstärkung aber keinen Respekt verschaffen. Er stellt eine Armee aus Wikinger-Söldnern zusammen – und stellt bald fest: Es bedarf mehr Schwerter, um den Frieden aufrecht zu erhalten, als um Kriege zu führen…
Originaltitel: Viking
Jahr: 2014
Genre: Historienfilm, Mittelalter, Action, Drama
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: Russland
Regie: Andrey Kravchuk
Drehbuch: Andrey Kravchuk, Johan Melin, Andrey Rubanov, Viktor Smirnov
Produzenten: Konstantin Ernst, Anatoliy Maksimov, Leonid Vereshchagin
Darsteller: Danila Kozlovsky, Svetlana Khodchenkova, Maksim Sukhanov, Andrey Smolyakov, Anton Adasinsky, Aleksandr Armer, Vilen Babichev, Rostislav Bershauer, Aleksandra Bortich, Pierre Bourel, Vladimir Butenko, Sergey Cherdantsev, Pawel Delag, Aleksey Demidov, John DeSantis, Oleg Dobrovan, Maksim Drachenin, Vladimir Epifantsev, Toms Liepajnieks, Joakim Nätterqvist, Platon Kamenev, Natalya Kondrateva, Lidiya Kopina, Viktor Korolyov
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche Blu-ray
Wenn man sich z.B. an Valhalla Rising zurück erinnert, dann gab es nicht die bei Wikingern zu erwartenden brachialen Schlachten, sondern eher einen surreal-verdrogten Brainfuck. Das nächste woran ich mich dann noch gut erinnere ist der irgendwie verkorkste Film Northmen: A Viking Saga, der sogar mit Filmfördermitteln meiner Heimatstadt gedreht wurde, nämlich Bremen. Da habe ich im Kino nicht schlecht gestaunt, als der Vermerk am Anfang des Films über die Leinwand flimmerte. Aber auch dieser im Vorfeld vielversprechende Streifen stellte sich als ziemlich Gurke heraus, in der selbst Fallgruben im Boden schlecht mit dem Computer animiert wurden. Diese merkwürdige Wikinger-Saga (?) hatte insgesamt höchstens TV-Qualitäten. Da konnten auch so namhafte Darsteller wie Tom Hopper (Black Sails) und Ryan Kwanten (True Blood, Red Hill) nichts mehr dran rütteln. Überhaupt ist die Liste wirklich guter Wikingerfilme verdammt kurz, vor allem derer, die evtl. wegen des Erfolgs der History Channel Serie Vikings mit auf den Hypetrain aufgesprungen sind. An die Serie kommt der hier besprochene Titel aber auch nicht ganz heran, was letztendlich daran liegt, dass man irgendwie keinen richtigen Bezug zu den Protagonisten aufbauen kann, was der etwas merkwürdigen und sprunghaften Erzählweise zuschulden ist. Dazu später mehr…
Die Setbauten wirken in diesem russischen Film wirklich kolossal und durch den absolut düsteren und dreckigen Look kommt glaubhaftes Mittelater-Feeling auf. Mittelalter? – Ja, weil Viking sozusagen die letzten Atemzüge der offiziellen Wikingerzeit zeigt, also ca. das Jahr 1000. n. Chr.. In dieser Zeit haben die Wikinger ihre Hochzeit schon fast hinter sich und sich weitgehend mit anderen Völkern vermischt. Nur ein paar wenige Fürsten halten noch an den „alten Göttern“ fest und schon fast ganz Europa ist durch die einstmalige Vorherrschaft der Römer christianisiert. Was folgte war das Mittelalter, bzw. das ‚Dunkle Zeitalter‘, weshalb sich Viking natürlich in einem alles andere als schillerndem Gewand präsentiert. Ein sehr interessanter Aspekt sind auch die aus Asien einfallenden Reitervölker, die es den kriegstreiberischen Protagonisten schwer machen ein klares Ziel im Auge zu behalten. Letztendlich entscheidet des Öfteren der Zufall (z.B. das Wetter) über Gewinn und Niederlage einer Schlacht. Damit zusammenhängend werden auch, was eigentlich in kaum einem modernen Wikingerfilm fehlen darf, die Glaubensfragen recht gut am Rande thematisiert, die sich den plündernden Kriegern zunehmend stellen. So sind unter den Nordmännern selbst schon einige Konvertiten zu finden, die ihrerseits ziemliche Probleme mit den Praktiken der Priester der nordischen Götter haben. Dies trägt sehr zur authentischen Darstellung des Endes der Wikinger-Ära bei.
Die Schlachten in Viking sind ansprechend hart, dreckig, manchmal unfair und verdammt blutig. Teilweise übten sie auf mich eine ähnliche Faszination aus, wie es damals bei Braveheart der Fall war, bloß dass besagter Historienfilm leider schon etwas in die Jahre gekommen ist. Imposant ist vor allem eine Schlacht um eine Siedlung, in der mit Teer bestrichene, brennende Räder von den Mauern der Befestigungsanlagen auf die Angreifer geworfen werden. Dass sich die Wikinger in ihrer Feste dabei fast selbst abfackeln, das hat natürlich keiner der Taktik-Genies hinter den Mauern bedacht. Solche Vorkommnisse sorgen dann für ein paar zusätzlich spannungsgeladene Momente und verdeutlichen vor allem welche Mittel damals Gang und Gäbe waren, sein kriegerisches Ziel zu erreichen oder sich einfach nur zu verteidigen. Damals kannte niemand Tierschutz, die Nato oder die Genfer Konventionen… was mich sehr an den Takashi Miike Film 13 Assassins erinnert, in dem Angreifer brennende Stiere durch ein Dorf hetzen (natürlich computeranimiert), um damit einen Großbrand zu verursachen. In Viking geht es ähnlich roh zur Sache!
Die Krieger in Viking sehen wirklich krass aus. Die nur am Rande erscheinenden echten Wikinger in diesem Film sind eigentlich die Berserker, die sich nun ‚Wikinger‘ nennen. Scheinbar sind es die letzten verbliebenen ihrer Art, die noch aus bloßer Habgier auf Raubzug gehen, die man als Fürst aber auch wie Söldner für seine Schlachten anheuern kann. Fürsten hingegen kämpfen mit ihren Untergebenen eher um neues Besiedlungsgebiet, als um Beute. Die Wikinger ihrerseits fügen sich vor den Schlachten starke Schmerzen zu und trinken aufputschende Gebräue, die sie in einen Zustand der Raserei versetzen. In dieser Zeit waren die Wikinger (bzw. Wikinger-Berseker) wohl das schlimmste, was man auf einem Schlachtfeld antreffen konnte. Diese historischen Tatsachen bekommen in Viking tatsächlich so etwas wie eine kleine Randnotiz…
Es ist nicht ganz klar, ob es die im Film gezeigten Herrscher wirklich gab, denn über die „russischen Wikinger“ weiß man bisher kaum etwas, weil sie zu dieser Zeit eigentlich nicht mehr Wikinger genannt wurden. Sie haben sich schon zu stark mit anderen Völkern vermischt. Ich gehe davon aus, dass die Geschichte an sich frei erfunden ist, also nicht auf tatsächlichen Ereignissen beruht.
Fazit:
Dem Mittelalter- und Wikinger-Fan werden hier imposante und blutrünstige Schlachten geboten, die vor authentischen und teilweise atemberaubenden Kulissen ausgetragen werden. Jedoch fehlt leider der Bezug zu den einzelnen Hauptcharakteren, von denen kein einziger ein wirklich guter Mensch ist. Das Augenmerk liegt hier ganz einfach auf der damals vorherrschenden Loyalität seines Anführers gegenüber. Dies mag zwar historisch korrekt sein, für eine gut erzählte Geschichte reicht bloßer Realismus aber manchmal nicht. So hat auch der Protagonist seine erste Frau gestohlen, vor den Augen ihrer Eltern vergewaltigt und danach Mutter und Vater umgebracht. Ganz davon abgesehen, dass für ihre Erbeutung auch mal eben ein paar Hundert Krieger sterben mussten. Es fällt also schwer mit solchen Charakteren mitzufühlen. Rein von seiner Aufmachung her ist Viking aber ein wahrlich furioser Historienfilm, in dem keine Langeweile aufkommt. Problematisch ist jedoch, dass man als Zuschauer ohne Vorkenntnisse in eine völlig fremde Welt geschmissen wird, in der irgendwelche Brüder um die Vorherrschaft in der Region kämpfen. Was dann auch noch als Hauptteil der Geschichte deklariert wurde, verkommt ziemlich schnell zur Nebensache, als es dann im Alleingang gegen die Römer geht…
5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Der technisch brillante Historienfilm wird in guter Bild- und Tonqualität von Splendid Film auf Blu-ray präsentiert. Als Bonus gibt es auf DVD und Blu-ray noch ein nettes Behind the Scenes Video.
Verleih: Splendid Film
Verleihstart: 28.04.2017
Verkaufstart: 28.04.2017
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle / Steelbook
Discs enthalten: 1
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Russisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,35 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
Laufzeit: ca. 138 Min. (ca. 142 Min. Blu-ray)
Uncut: Ja
Extras:
• Behind the Scenes
• Trailer