Kurzinhalt:
Taiwan wird von einer Welle mysteriöser Ereignisse überschattet. Immer wieder verschwinden ältere Männer und Frauen spurlos. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen. Auch die Großmutter des Immobilienmaklers Zhi-wei He, der nur seine Karriere im Kopf hat und zunächst gar nicht das Verschwinden der alten Dame bemerkt. Auf der Suche nach ihr macht er auf den Bändern der Überwachungskamera eine beunruhigende Beobachtung: scheinbar wurde seine Großmutter beim Verlassen des Hauses von einem kleinen Mädchen im roten Kleid verfolgt. Niemand weiß, um wen es sich dabei handelt. Erste Erklärungsversuche liefert die Großmutter bald selbst. Sie wird nach Tagen ergebnisloser Suche gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Kurz darauf verschwindet ihr Enkelsohn unter ebenso mysteriösen Umständen. Alle Hinweise führen in eine unheimliche Berglandschaft. Doch was seine Freundin dort entdeckt, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren…
Originaltitel: Hong yi xiao nu hai
Jahr: 2015
Genre: Asiahorror, Suspense, Jumpscares
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: Taiwan
Regie: Wei-Hao Cheng
Drehbuch: Shih-Keng Chien
Musik: Rockid Lee
Produzenten: Hung-Chih Liang, Jayde Lin, Bob Wong, Hank Tseng
Darsteller: Wei-Ning Hsu, River Huang, Yin-Shang Liu, Po-Chou Chang, Yumi Wong, Mario Pu, Ming-Hua Pai, Mei-Man Jin, Yawei Basang, Mou-Chuan Lo, Ke-An She, Huai-Chung Wang, Lung-Yi Tseng, Yu-Lin Chou, Ying-Zhan Chuang, Yi-Chun Shen, Chu-Liang Liu, Yi-Hsuan Tsai, Wu-Mei Li, Po-Hsun Huang, Yi-Fan Chen
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche DVD
Ich glaube, ich habe noch nie einen taiwanesischen Horrorfilm gesehen. Ernüchtert muss ich nun feststellen, dass ich kaum einen Unterschied zu den bekannteren japanischen Sadaku-Filmen erkennen kann; was man positiv, aber auch negativ auffassen kann, je nachdem wie man persönlich zum relativ typischen Asiahorror steht. In meinem Fall gucke ich diese Filme durchaus gerne, sie gruseln mich aber schon lange nicht mehr. Ich mag die Atmosphäre und einmalig sind natürlich auch die Jumpscares prickelnd, das war es oftmals aber auch schon. Ich hatte mir hier ein paar mehr Eigenwilligkeiten und Innovationen erhofft.
Hier haben wir nun Taiwans Genrekino-Prestige-Projekt, gut sechs-sieben Jahre nach dem super erfolgreichen Kinostart in seinem Heimatland, auch in Deutschland erhältlich. Und ich muss sagen: Sechs Jahre zuvor wäre ich weitaus begeisterter gewesen, als nun im Jahr 2022!
Die Atmosphäre, das Schauspiel, das creepige Mädchen und auch die technische Umsetzung (mit kleinen Abzügen) sind insgesamt durchaus gut, aber die Geschichte selbst bietet viel zu wenig Exposition, um wirklich mitfiebern zu können. Alles in diesem Horrorfilm ist schlichtweg wie es ist und somit irgendwie nach einer „Deus-Ex-Machina-Formel“ gestrickt. Auch das Warum sei einfach mal dahingestellt. Die einzige Erklärung bezüglich des in diesem Film thematisierten Fluchs (?) ist, dass die Menschen wohl zu viele Bäume fällen und somit zu wenig Platz für die Geister des Waldes bleibt, weshalb sie in die Stadt kommen und deren Bewohner plagen.
An und für sich eine durchaus sozialkritische Aussage, die aber nicht einmal ansatzweise erklärt, warum gerade diese und jene Personen betroffen sind. Warum sich diese Geister Menschen in den Wald holen begründet in lediglich groben Zügen ein recht neumodischer taiwanesischer Aberglaube, dass in jedem Baum die Seele eines Verstorbenen steckt. Das legt die Vermutung nahe, dass diese kleinen „Horror-Mädchen in Rot“ Menschen umbringen möchten, um den Wald wieder aufzuforsten. Trotzdem, oder genau deshalb ergibt vieles in The Tag-Along keinen Sinn; denn die Geister könnten sich z.B. einfach Wanderer schnappen… und warum kehren einige Personen nach ihrem mysteriösen Verschwinden zurück, nur um danach wieder in den Wald zu rennen? Wieso werden die Menschen nicht einfach umgebracht, sondern müssen vorher Käfer fressen und all den ganzen mysteriösen Mist? – Vielleicht bietet der zweite Teil aus 2017 (hierzulande zeitgleich veröffentlicht) ja noch etwas mehr Aufklärung…
Das bisher Geschriebene wirkt natürlich sehr negativ, aber die düstere Atmosphäre ist insgesamt durchaus gelungen. Sie wird aber leider immer wieder durch teilweise sehr auffälliges CGI durchbrochen, bei dem die Computeranimationen einen höheren Kontrast als das das Gesamtbild haben; was natürlich auch an den Einstellungen meines recht alten Fernsehers liegen kann, aber es ist schon auffällig. Dieses gruselige kleine Mädchen in Rot klettert z.B. auch wie ein Gecko an Wänden und auf Bäume, was zusätzlich eher schlecht als recht wirkt. Dafür, dass Taiwan mit diesem Film bzw. dieser Filmreihe keine Kosten gescheut hat, um in den internationalen Markt vorzudringen, wurde sich mit den Effekten oftmals etwas zu wenig Mühe gegeben; und das auf ein Prestige-Projekt aus einem der hochtechnologisiertesten Länder der Welt bezogen!
Das Bild ist die gesamte Laufzeit über in sehr trist-grünliche, aber dennoch kontrastreiche Farbtöne getüncht. Dieser Filter ist zwar nicht hässlich, aber ziemlich aufdringlich. Für mich persönlich handelt es sich dabei um ein ziemlich billiges Stilmittel, eine düstere Atmosphäre zu erzeugen. Die wäre auch mit ein paar mehr Nuancen in der allgemeinen Farbgebung noch vorhanden.
Das Schauspiel bzw. die Charaktergestaltung präsentiert sich angenehm nüchtern, bezogen auf den meist typisch asiatischen „Blödel-Charme“. Der einzige ansatzweise Comic-Relief ist der alte Portier der Wohnsiedlung, in welcher die Geschichte weitgehend spielt. Er scheint Feuerwerk zum Vertreiben der Geister echt zu lieben, was aber auch auf den ursprünglichen Mythos bezogen (böse Geister mit Feuerwerk zu vertreiben) Sinn macht, im Verlauf letztendlich aber zu einem sehr unbefriedigenden Finale führt…
Fazit:
Es mangelt gravierend an (komplexeren) Erklärungen, wir haben hier aber keinen schlechten Vertreter der relativ typisch asiatischen Horrorfilme. Die Atmosphäre ist durchaus gut, einige Jumpscares wurden überraschend genug platziert und das kleine Mädchen in Rot kommt, trotz manchmalig eher schlechter Animation, schön creepy rüber. Es ist nur nicht der ganz große Wurf, den sich Taiwan international mit diesem Geisterhorrörchen erhofft hat. Die interessante Botschaft bezüglich des Schwindens der Wälder läuft letztendlich leider ins Leere…
Zumindest einmalig wurde ich allerdings recht gut unterhalten und wir haben hier durchaus einen qualitativ recht hochwertig produzierten Genrefilm; was ich allerdings kritisiere ist, dass man es als versierter Filmemacher, mit geringen Mitteln und mit wenigen Handgriffen evtl. noch etwas besser hätte machen können. Das ist Kritik auf sehr hohem Niveau (denn ich kenne die Produktionsbedingungen nicht), sie ist allerdings bei der schieren Masse solch eher gewöhnlicher Geisterfilme durchaus angebracht, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir haben hier objektiv gesehen nur etwas mehr vom Altbewährten, dessen interessante Ansätze sich leider im Sande – pardon, im Walde verlaufen…
3,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Die Bild- und Tonqualität der hier geprüften DVD geht durchaus in Ordnung. Das ist ja bekanntermaßen ein dauerhafter Pluspunkt, den Veröffentlichungen aus dem Hause Koch Media bieten. Extras gibt es keine, sie hätten mich aber auch nicht sonderlich interessiert, weil The Tag-Along letztendlich doch nur ein ziemlich gewöhnlicher Asia-Grusler ist…
Verleih: Koch Media
Verleihstart: 28.10.2021 (VoD)
Verkaufstart: 28.10.2021
Verpackung: DVD / Blu-ray Hülle (schwarz)
Discs enthalten: 1
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Mandarin: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit: ca. 92 Min. (Blu-ray ca. 96 Min.)
Uncut: Ja
Extras:
• Trailer