Kurzinhalt:
Felix und Martha sind die sprichwörtliche Ausgeburt des Teufels. Vor vielen Jahren wurden ihre Mütter vom berüchtigten Schlächter von Mons vergewaltigt und später entsorgt. Heute leben die mittlerweile erwachsenen Geschwister nach wie vor im verwahrlosten Haus des Mörders, gemeinsam mit den Schrecken der Vergangenheit und dem Vermächtnis ihrer Prägung. Während sich Felix, ganz der Vater, auf täglichen Streifzügen seine halbtote Beute nach Hause holt, lebt die heftig gemobbte Martha ein möglichst unauffälliges Leben als Putzangestellte in einer Fabrik. Doch als eine Situation auf der Arbeit eskaliert, bricht sich auch in ihr ein wütendes Tier Bahn.
Originaltitel: Megalomaniac
Jahr: 2022
Genre: Serienkiller, Torture, Arthouse
Kinostart: 09.09.2022 (FFF)
3D: Nein
Altersfreigabe: Ungeprüft
Produktionsland: Belgien
Regie: Karim Ouelhaj
Drehbuch: Karim Ouelhaj
Musik: Simon Fransquet, Gary Moonboots
Produzenten: Nicolas George, Karim Ouelhaj, Florence Saâdi
Darsteller: Eline Schumacher, Benjamin Ramon, Wim Willaert, Pierre Nisse, Raphaëlle Lubansu, Catherine Jandrain, Olivier Picard, Quentin Lasbazeilles
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Presse-Stream (OmeU, 1080p)
Mit freundlicher Unterstützung vom Fantasy Filmfest
Über den sogenannten ‚Schlächter von Mons‘, der von Januar 1996 bis Juli 1997 insgesamt fünf Morde beging, weiß die Öffentlichkeit bis heute nur sehr wenig. Markant an den Taten ist, dass er seine Opfer nach den Morden sehr präzise zerteilt, und danach verpackt in Müllsäcken gut sichtbar direkt an Straßenrändern oder Böschungen abgestellt hat.
Es gab im Laufe der Jahre einige Verdächtige, die bei ihren Morden ähnlich vorgegangen sind, der wahre Täter wurde allerdings bis heute nicht gefasst (Stand 2022).
Megalomaniac spinnt die Geschichte um den ‚Schlächter von Mons‘ etwas weiter, so dass wir hier seinen fiktiven, aus Vergewaltigungen entstandenen, geistig ziemlich verwahrlosten Nachwuchs präsentiert bekommen – die Geschwister Félix (Benjamin Ramon – Yummy) und Martha. Wo der Vater allerdings abgeblieben ist, das wird nicht erklärt. Auf jeden Fall tritt sein autoritärer Sohn Félix in seine mörderischen Fußstapfen, während die schüchterne Martha ein sehr zurückgezogenes Leben führt.
Oft ist Félix tagelang verschwunden und sperrt sich danach sehr lange Zeit in seinem Zimmer ein, welches seine jüngere Schwester unter keinen Umständen betreten darf. Diese sieht daraufhin nachts im Halbdunkel des verwahrlosten Hauses des Öfteren mysteriöse, halbnackte, geschundene Frauen schleichen, was Félix schlicht als Schizophrenie abtut und sie zusätzlich – zusammen mit den normalen Mittelchen gegen ihre Diabetes – mit Beruhigungsmitteln versorgt. Doch Martha ist nicht so unwissend wie es den Anschein macht und hat es durchaus faustdick hinter den Ohren. Als sie wegen einer Vergewaltigung durch zwei ihrer Arbeitskollegen während einer Nachtschicht schwanger wird, was sie ihrem Bruder Félix gegenüber verheimlicht, setzt sie die Medikamente heimlich ab und zeigt ihr wahres Gesicht: Sie wünscht sich auch ein Haustier…
Dieses Serienkiller-Folter-Kammerspiel ist in der Mitte recht langatmig. Die Einen werden dies als gelungenen Aufbau der Atmosphäre bis zum blutrünstigen Finale bezeichnen, ich empfand die Erzählweise aber als etwas zu schleppend. Hier hätte man sich zeitweise ein wenig kürzer fassen können, denn als Zuschauer muss man nicht gefühlt zehn Minuten lang beobachten, wie Martha ihren nächtlichen Dienst als Putzfrau in einer Fabrik antritt. Dies nur als Beispiel… Ich werte dies aber nicht negativ, denn die relativ zähe Erzählweise in der Mitte des Films sorgt mitunter auch dafür, dass einige Szenen um so heftiger wirken. Und Megalomaniac ist tatsächlich ziemlich harter Tobak, allerdings noch lange kein Splatter- bzw. Gore-Fest! Die Brutalität spielt sich eher im Off ab; z.B. über Geräusche wie das Gurgeln einer Person, nachdem ihr die Zunge raus geschnitten wurde, oder Hammerschläge auf den Schädel eines Opfers, das einfach nicht stirbt, während sich der Hämmernde noch drüber lustig macht. Dabei vergisst Megalomaniac aber niemals das Drama, welches größtenteils auf stoischer Gleichgültigkeit basiert…
Rein technisch und schauspielerisch kann man sich nicht über diesen harten Arthouse-Film beschweren. Die Kameraführung ist stets sauber und on point, das Set entsprechend glaubwürdig schmuddelästhetisch und alle Darsteller überzeugen hundertprozentig (zumindest im Original, wobei ich kein französisch Spreche). Allen voran glänzt natürlich Eline Schumacher (Martha), die bisher lediglich in einer kleinen Rolle in einer Folge einer belgischen Krimiserie (The Break) zu sehen war.
Fazit:
Megalomaniac ist ziemlich harter Tobak, aber noch lange kein Splatterfest! Wem der Trailer gefällt, der tatsächlich so gut wie nichts über die Story verrät, und wer sich nicht an einer größtenteils sehr ruhigen Erzählweise stört, der sollte sich diesen belgischen Arthouse-Genrebeitrag nicht entgehen lassen.
Der Vergleich mit dem französischen Martyrs – den ich zufällig kurz vorher mal wieder gesichtet habe – schürt evtl. die Erwartungen etwas zu sehr; grundsätzlich ist der Vergleich allerdings nicht verkehrt, wenn es um die ständig präsente, enorme und sehr subtile Härte geht. In Megalomaniac passiert die Grausamkeit allerdings eher im Off. Dennoch spritzt recht viel Blut, nur die Kamera hält hier nicht so explizit drauf, wie im großen Vorbild.
5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Verleih: Indeed Film
Verleihstart: UnbekanntVerkaufstart: 24.02.2023
Verpackung: DVD / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: Unbekannt
Wendecover: Unbekannt
Schuber: Unbekannt
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Französisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• UnbekanntUntertitel: Unbekannt
Bildformat: Unbekannt
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit 25Hz: Unbekannt (DVD)
Laufzeit 24Hz: ca. 100 Min. (Blu-ray & VoD)
Uncut: Ja
Extras: Unbekannt
• Trailer