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Review: Alexandre Aja’s Maniac

Maniac - DVD Blu-ray Cover Spio/JK

Kurzinhalt & Trailer:

Frank lebt zurückgezogen und einsam in Downtown Los Angeles. Ganz allein betreibt er einen Laden, den er von seiner verstorbenen Mutter geerbt hat und in dem er Schaufensterpuppen restauriert. Nachts zieht er durch die Straßen und macht Jagd auf Frauen, die er tötet, skalpiert und entkleidet. Mit diesen Trophäen schmückt er zu Hause seine Puppen. Dadurch, glaubt er, haucht er ihnen Leben ein. Aufgewachsen mit einer sexuell sehr freizügigen Mutter, die ihn immer vernachlässigt hat, hofft Frank nun seine innere Leere füllen zu können.
Eines Tages taucht die junge Künstlerin Anna in seinem Laden auf. Fasziniert von den Schaufensterpuppen bittet sie, diese fotografieren zu dürfen und kommt mit Frank ins Gespräch. Natürlich hat Anna keine Ahnung, mit wem sie da grade Freundschaft schließt.

Originaltitel: Maniac

Jahr: 2012

Genre: Thriller, Drama, Gore

Kinostart: 27.12.2012

3D: Nein

Altersfreigabe: ab 18 Jahren (Kinofassung) – FSK

Produktionsland: Frankreich, USA

Regie: Franck Khalfoun

Drehbuch: Alexandre Aja, Grégory Levasseur, C.A. Rosenberg, Joe Spinell

Produzenten: Alexandre Aja, Thomas Langmann, Grégory Levasseur, William Lustig, Antoine de Cazotte, Daniel Delume, Andrew W. Garroni, Pavlina Hatoupis, Alix Taylor

Darsteller: Elijah Wood, Liane Balaban, Nora Arnezeder, America Olivo, Morgane Slemp, Sammi Rotibi, Megan Duffy, Jan Broberg, Akbar Kurtha, Genevieve Alexandra, Sal Landi, Steffinnie Phrommany, Dan Hunter

Kritik:

Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Kino, deutsche Blu-ray (Spio/JK)
Anzahl Kritiker: 4
Mit freundlicher Unterstützung von Ascot Elite

Manch einem langjährigen Horrorfan mag William Lustigs „gewaltpornografischer“ Genrefilm Maniac, aus dem Jahr 1980, bekannt sein und viele Freunde deftiger Filmkunst schlagen bestimmt entgeistert die Hände über dem Kopf zusammen, da es sich hierbei um das gefühlt 673. scheinbar lieblose Hollywood-Remake eines beliebten Klassikers handelt. Lasst uns euch aber versichern, dass der harte Stoff bei Regisseur Alexandre Aja (High Tension, The Hills have Eyes, Mirrors, Piranha 3D) – der hier als Produzent in Erscheinung tritt, Franck Khalfoun (P2 – Schreie im Parkhaus, Wrong Turn at Tahoe) und Drehbuchautor Grégory Levasseur (High Tension, The Hills have Eyes, P2, Mirrors) in besten Händen ist. Zudem fungierte William Lustig bei diesem Remake als Produzent und technischer Berater.
Tatsächlich würden wir Alexandre Aja’s Maniac guten Gewissens als eine der besten Neuinterpretationen dieser Zeit bezeichnen, denn sie strotzt regelrecht vor Innovation (in technischer Hinsicht), Ästhetik und äußerst deftigen Effekten.

Maniac - Szenenbild

Zuerst einmal möchten wir auf den Ausdruck „Gewaltpornografie“ Bezug nehmen, wird er doch oft missverstanden: Damit meint der Genrekenner lediglich einen deutlichen Fokus auf sehr detaillierte Splatter- oder Gore-Szenen, welche auch in dieser neuen Verfilmung nicht zu kurz kommen, tatsächlich sogar in Verbindung mit einer großen Portion Erotik/nackter Haut. Das ist sehr wichtig, denn handelte es sich bei dem Original um einen Film, der aufgrund der harten Effekte und recht freizügiger Darstellungen oftmals missverstanden wurde; war die Art der Visualisierung lediglich Mittel zum Zweck, eine sehr dramatische Geschichte zu transportieren…
Die blutigen Effekte des Originals wurden seinerzeit von Special-FX-Legende Tom Savini (Dawn of the Dead, From Dusk Till Dawn) inszeniert und sorgten dafür, dass Maniac (Orig.) im Jahr 1983 beschlagnahmt wurde und tatsächlich noch bis 2035 auf dem Index steht. Einige Kritiker schrieben damals, dass sie vorzeitig das Kino hätten verlassen müssen, weil sie die realistisch wirkenden Morde nicht länger ertrugen… Das war während unserer Sichtung des Remakes zwar nicht der Fall, dennoch hörte man des Öfteren unbehagliches, entsetzt-verklemmtes Lachen im Publikum, während der Serienkiller Frank auf der Leinwand seine Opfer auf brutalste Weise, meist bei lebendigem Leibe skalpiert und lustvoll mit dem Messer traktiert. Für die FSK war dabei ausnahmsweise nicht problematisch (die FSK 18er Version lief im Kino komplett ungeschnitten und bekam für die Heimkinoveröffentlichungen dann doch ein Spio/JK-Siegel), dass der Film zudem eine hoch erotische Komponente besitzt, denn er wird komplett aus der Sicht des Killers gezeigt, der, anders als im Original, von den Frauen durchaus auch mal verführt wird. Die Opfer flirten also mit der Kamera und somit auch mit dem Zuschauer. Der Serienkiller Frank ist in diesem Remake kein untersetzter, ungepflegter und ungehobelter Psycho im 80er Jahre-Hexenkessel New York, sondern eine Art leicht kauziger Künstler, in einem hippen Viertel in Downtown Los Angeles, der keine Probleme damit hat das andere Geschlecht um den Finger zu wickeln.

Maniac - Szenenbild

Der Ursprung von Franks Bewusstseinsstörungen liegt bei seiner promiskuitiven Mutter, die ihrem Sohn keine Liebe gab, diese aber all zu leichtfertig an andere Männer verschenkte, von denen sie teilweise gleich mehrere abends mit nach Hause nahm. Oftmals musste Frank als Kind dabei zusehen, wie sie sich im Drogenrausch von Fremden sexuell ausnutzen ließ. Die einzig schönen Erinnerungen an seine Mutter sind jene, in denen er ihr die Haare kämmen durfte. So entstand Franks Bild von Frauen, die er als Objekte sieht, die man benutzen kann, wenn einem danach ist. Der einzige Teil ihrer Körper, der nicht stirbt, sind in seiner verqueren Sicht der Dinge also die Haare, mit denen er versucht seinen Schaufensterpuppen Leben einzuhauchen und seine Opfer so gewissermaßen zu besitzen. Doch genau wie seine Mutter ständig ihre Partner wechselte, so wird auch Frank seiner „jeweils aktuellen Lebensgefährtinnen“ schnell überdrüssig und neue müssen her… bis Anna in sein Leben tritt. Durch ihre Vorliebe für Schaufensterpuppen, denen sie auf ihre ganz eigene Art fotografisch versucht Leben einzuhauchen, haben Frank und sie einen gemeinsamen Nenner und es beginnt eine recht tragische Liebesgeschichte: Frank verliebt sich in Anna und verspürt das erste Mal nicht den Drang einer Frau etwas schlimmes anzutun. Dadurch entsteht ein innerer Konflikt, der letztendlich das Schlimmste in ihm hervorbringt.

Vielen mag es befremdlich vorkommen, den „engelsgesichtigen Hobbit“ Elijah Wood in der Rolle eines brutalen Serienkillers zu sehen, obwohl er bereits in Sin City und Hooligans recht toughe Rollen spielte. Unserer Meinung nach passt er perfekt zum modernen Bild eines Psychopathen, der irgendwie noch nicht so ganz in der Gegenwart angekommen zu sein scheint. So wirkt er in seinen feinsten Ausgehklamotten irgendwie bemitleidenswert – zu „dandy“ – da sie stilistisch aus längst vergangenen Tagen zu stammen scheinen. Auch scheut Frank den Kontakt zu anderen Männern, die in den meisten Fällen deutlich maskuliner wirken, und die ihn auf Grund seines kauzigen und verklemmten Erscheinungsbild meistens für homosexuell halten. Auf Frauen hingegen wirkt das zurückhaltende und überaus höfliche Kerlchen oft süß und interessant, auch auf Grund seiner künstlerischen Arbeit (die Restaurierung von Schaufensterpuppen). Durch sein kindliches Erscheinungsbild scheint er zudem aber einen Beschützer-/Mutterinstinkt hervorzurufen.

Maniac - Szenenbild

Das sehr gering budgetierte und privat finanzierte Remake (ca. 6 Millionen Dollar) glänzt vor allem durch die brillanten Bilder der „subjektiven Kamera“, was bedeutet, dass der komplette Film aus der Sicht des Killers gezeigt wird und somit nur mit einer Kamera gefilmt wurde. Hin und wieder sieht sich Frank selber in Spiegeln oder hat kurze außer-körperliche Erfahrungen, während äußerst intensiver Momente bzw. Anfällen. Bei diesen „Momenten“ handelt es sich meist um die sehr detailliert von Greg Nicotero (Special-FX bei The Walking Dead, Planet Terror, Hostel, Kill Bill uvm.) inszenierten Morde, während derer sich Frank selbst bei seinen Taten zuschaut; aber auch aus Kindheitserinnerungen und schöner Momente mit Anna.

Zu erwähnen ist auf jeden Fall der einzige Kameramann Maxime Alexandre, mit dem Alexandre Aja schon viele Jahre zusammenarbeitet und der längst eigentlich die Funktion eines Director of Photography hat. Doch der außergewöhnliche und gewagte Stil von Maniac musste in absolut professionelle Hände gelegt werden, so dass Maxime Alexandre kurzzeitig zu seinen Wurzeln zurückkehrte und das Ruder selbst in die Hand nahm.

Regisseur Franck Khalfoun ist es gelungen, einen schmalen Grad zur unfreiwilligen Komik nicht zu überschreiten, der in diesem Genre oft mit Ego-Perspektiven einhergeht. So ist es bei Horrorfilmen eigentlich Gang und Gäbe mit den Opfern mitzufühlen. Spannung wird dadurch erzeugt, dass man nicht genau weiß wann der Killer zuschlägt bzw. wann das Opfer in die Falle tappt. Das Remake begeht also durch die Wahl der Perspektive einen Stilbruch, denn die Story aus der Sicht des Killers erzählt, entzieht dem Film den gewohnten Suspense-Faktor. Anstatt dessen wird der Zuschauer dazu gezwungen Mitgefühl für den Serienkiller zu empfinden/sich in ihn einzufühlen, obwohl er eindeutig sehr schlimme Dinge tut, und das sogar mit großer Wollust. Dies sorgt beim Betrachter natürlich für kontroverse Gefühle. Da für viele das Anschauen von Horrorfilmen einer Art Mutprobe gleicht, warum nicht einmal die dunkle Seite der Macht ausprobieren? – Hier kann man es…

Der Soundtrack ist sehr klassisch gehalten und besteht größtenteils aus fast schon unangenehm-schmalzigem Synthie-Gitarrensound. Dadurch entsteht ein echtes 80er Jahre-Feeling, trotz brillanter, digitaler Bilder und flotter Erzählweise. Fans des Originals dürften sich über die musikalische Untermalung freuen.

Fazit:

Einfühlsam, äußerst brutal, hoch erotisch und brillant inszeniert. Maniac ist eines der besten Remakes die wir bisher gesehen haben und, genau wie das Original, ein äußerst kontroverses Stück Filmgeschichte. Das Team rund um Regisseur und Produzent Alexandre Aja weiß einfach wie man Horror zu präsentieren hat.

6 von 6 Punkten

 

DVD / Blu-ray

An der Bildqualität der hier geprüften Blu-ray gibt es nichts auszusetzen und auch der Ton ist glasklar. Vorsicht beim Kauf des Films: Im Kino wurde Maniac von der FSK mit einer Freigabe ab 18 Jahren in der ungeschnittenen Fassung gezeigt. Bei den Heimkino-Veröffentlichungen verhält sich das Ganze jedoch etwas anders. Für eine Freigabe ab 18 Jahren durch die FSK musste der Film stolze 2 Minuten Federn… pardon, Material lassen. Nur die Spio/JK geprüfte Fassung, welche auch im Verleih erhältlich ist, ist ungeschnitten.

Verleih: Ascot Elite

Verleihstart: 29.4.2013

Verkaufstart: 21.95.2013

Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle (schwarz)

Discs enthalten: 1

Wendecover: Ja

Schuber: Nein

Ton:
• Deutsch: DD 5.1, DTS (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bildformat: 2,35 : 1

Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz

Laufzeit: ca. 86 Min. (ca. 89 Min. Blu-ray)

Uncut: Ja (Spio/JK geprüfte Fassung)

Extras:
• Making of
• Featurette
• Interviews
• Trailer

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