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Review: Gretel & Hänsel

Gretel & Hänsel - DVD Blu-ray Cover FSK 16

Kurzinhalt:

Vor langer Zeit in einem verfluchten Land: Die verzweifelte Suche nach Nahrung und Arbeit zwingt die junge Gretel und ihren kleinen Bruder Hänsel, das elterliche Haus zu verlassen. Völlig orientierungslos irren sie umher und verlaufen sich in einem tiefen, dunklen Wald. Als sie auf eine Hütte stoßen, in der eine alte, freundlich wirkende Frau lebt, glauben Gretel und Hänsel, Zuflucht gefunden zu haben. Aber die von der Alten in Zeiten der Hungersnot aufgetischten Festmähler, das unheimliche Gemurmel fremder Kinderstimmen und mysteriöse Erscheinungen im Haus lassen Gretel erahnen, dass sich hinter ihrem scheinbaren Glück etwas Böses verbirgt. Kann sie ihren jüngeren Bruder beschützen oder wird sie den Versuchungen erliegen, die sich ihr offenbaren? Langsam bahnt sich das Grauen seinen Weg…

Originaltitel: Gretel & Hansel

Jahr: 2020

Genre: Mystery, Drama, Horror

Kinostart: 09.07.2020

3D: Nein

Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK

Produktionsland: USA, Kanada, Irland, Südafrika

Regie: Oz Perkins

Drehbuch: Rob Hayes, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm

Musik: Robin Coudert

Produzenten: Fred Berger, Brian Kavanaugh-Jones, Jason Cloth, Aaron L. Gilbert, Macdara Kelleher, Sandra Yee Ling

Darsteller: Sophia Lillis, Samuel Leakey, Alice Krige, Jessica De Gouw, Fiona O’Shaughnessy, Donncha Crowley, Charles Babalola, Giulia Doherty

Kritik:

Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche Blu-ray
Anzahl der Kritiker: 2

Gretel & Hänsel dürfte die Horrorfans in zwei Lager spalten, da wir hier eine alte Mär der Gebrüder Grimm, in wirklich eigenartiger Neuinterpretation vorgesetzt bekommen, in der es vor allem Gretel ist, die sich emanzipiert und dabei noch einer unheimlichen, „Kinder fressenden“ Hexe auf die Schliche kommen, vor der sie auch noch ihren kleinen Bruder Hänsel beschützen muss.
Die originale Geschichte dürfte wohl so gut wie jedem bekannt sein und natürlich bietet sich der bekannte Stoff perfekt für einen Genrefilm an: Zwei Kinder, die alleine im Wald gegen eine Kannibalin kämpfen! – Das könnte richtig gut werden! Könnte… hätten der Regisseur Osgood Robert Perkins und der Drehbuchautor Rob Hayes dem Film einen etwas weniger mystischen und künstlerischen Anstrich verpasst.

Gretel & Hänsel- Szenenbild

Die durch sehr statische Kameraeinstellungen präsentierte „Ästhetik“ ist gewissermaßen grandios, jedoch auch sehr gewöhnungsbedürftig. So ist die Epoche, in der Gretel & Hänsel spielt, nicht klar definiert und wirkt wie eine Art Paralleluniversum in der Gründerzeit (19. Jahrhundert). Obwohl man dies schon im Trailer erkennen kann, hätte ich mir für das Setting mehr Mittelalter-Schmuddelästhetik gewünscht. Und dann vielleicht noch eine etwas gradlinigere und direktere Story, in Richtung eines Backwoodhorror-/Terrorfilms, wie z.B. Wrong Turn. Eine künstlerisch hochwertige Optik schließt sich dabei ja nicht aus, wie beispielweise Michael Bays bzw. Marcus Nispels Remake des Klassikers Texas Chainsaw Massacre bewiesen hat. Weniger Mystery und eine physischere Konfrontation mit der Hexe/Magierin/Kannibalin hätten den Spannungsbogen deutlich angehoben.

Wie der klassische Stoff der Grimmschen Mär hier präsentiert wird, ist er schlichtweg nicht wirklich spannend, denn Gretel muss theoretisch einfach nur der Hexe auf die Schliche kommen, die lange Zeit keine wirkliche Gefahr darstellt; wobei so gut wie jeder Zuschauer bereits im Vorfeld weiß, was es mit der alten Frau im Wald auf sich hat. Interessant ist hier höchstens, wieso die Hexe so ist, wie sie ist; aber selbst das wird bereits im Prolog erklärt… So plätschert die Story letztendlich einfach nur so dahin, bis sie zu einem eher uninspiriertem Ende kommt. Dabei fand ich zwei-drei Entwicklungen, die Gretel betreffen, tatsächlich sehr gut, nur werde ich sie hier natürlich nicht spoilern! Aus dieser Emanzipation Gretels hätte man allerdings noch viel mehr machen können, um die Erzählung deutlich überzeugender und vielleicht auch düsterer abzuschließen…

Gretel & Hänsel - Szenenbild

Wer sich für kreative Kameraeinstellungen interessiert, für den führt kaum ein Werk an diesen Art-House-Mystery-Streifen vorbei. Es würde mich nicht wundern, wenn Gretel & Hänsel zukünftig an Filmschulen unterrichtet würde, denn so gut wie alle Bildeinstellungen arbeiten fast schon krampfhaft gegen den sogenannten „Goldenen Schnitt“. Diesen kennen viele von euch als „Drittelteilung des Bildes“ (mathematisch durch die Fibunacci-Folge erklärt), einer Display-Einstellung zum Fotografieren und Filmen vieler Smartphones und Camcorder. Dabei spielt auch das in diesem Film angewendete und altbackene 4:3 Bildformat eine große Rolle, das hier quasi in vier Viertel unterteilt wurde. Dabei blicken die Charaktere meistens zu dem Bildrand, der ihrer Blickrichtung am nächsten ist (das genau Gegenteil von dem, was in Filmschulen und -kursen unterrichtet wird). Dieses Stilmittel ist gewissermaßen genial, weil dem Zuschauer dadurch unterbewusst das Blickfeld eingeschränkt wird, was während einiger Szenen eine ungewöhnliche Spannung erzeugen kann; allerdings widerspricht es auch den Sehgewohnheiten der meisten Zuschauer, weshalb sich eine gewisse Desorientierung, oder gar Unwohlsein einstellen kann… und darum empfinde ich objektiv (ja, zugegebenermaßen komisch formuliert), dass die Macher stilistisch viel zu hoch hinaus wollten und dem Art-House-Aspekt ihres Films eine viel zu große Bedeutung haben zukommen lassen. Letztendlich muss aber die Story fesseln und die hat eindeutig unter den künstlerischen Ambitionen ihrer Filmschaffenden gelitten. Sie ist zwar im Grunde nicht schlecht, relativ düster und wurde an einigen Ecken und Kanten kreativ aufgewertet, trotzdem ist sie insgesamt recht langweilig… und in Sachen Setting wirken ein paar lieblos in Bäume geritzte Pentagramme heutzutage auch nicht mehr sonderlich erschreckend…

Gretel & Hänsel - Szenenbild

Recht knuffig fand ich die Dynamik zwischen den beiden titelgebenden Geschwistern, deren Darsteller ein überzeugendes Schauspiel vor den Kameras ablieferten. Vor allem Sophia Lillis (in der Rolle der Gretel) kennt man bereits aus der zweiteiligen 2017er Neuverfilmung des Stephen King Romans Es. Die Hexe wird verkörpert von Alice Kriege, einer gebürtig südafrikanischen Schauspielerin, die seit den 1970ern in bereits über 106 Filmen und Serien mitgespielt hat.

Fazit:

Aus künstlerischer Perspektive ist Gretel & Hänsel auf einem ziemlich hohem Niveau, dadurch aber auch absolute Geschmackssache. Auf Grund des zu hohen Mystery-Faktors (in Relation zum Horrorfaktor) wurde die bekannte Mär der Gebrüder Grimm hier allerdings recht dröge dargestellt. Für diesen Stoff erwarte ich mir eigentlich eher eine Art Wrong Turn, bloß mit zwei ausgesetzten/verstoßenen Kindern im Mittelalter, die gegen eine kannibalische Hexe im Wald kämpfen. Ein bisschen Mystery gehört natürlich dazu, aber eine deutlich physischere Konfrontationen mit der Hexe und etwas weniger Art House hätten dem Film gutgetan. Was nach dem Betrachten bleibt (auch wegen des seichten Endes) ist am ehesten ein Solala-Gefühl… Style over substance ist hier leider die Devise.

3,5 von 6 Punkten

 

DVD / Blu-ray / 4K UltraHD / Mediabook

Die Bildqualität der hier geprüften Blu-ray ist ziemlich gut und bietet knackige Kontraste. Auch am Ton gibt es nichts auszusetzen.

Verleih: Capelight Pictures

Verleihstart: 06.11.2020 (VoD)

Verkaufstart: 13.11.2020

Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle

Discs enthalten: 1 (2 im Mediabook)

Wendecover: Ja (FSK-Aufkleber auf den Mediabooks)

Schuber: Nein

Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bildformat: 1,55 : 1

Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz

4K UltraHD Auflösung:

Laufzeit: ca. 84 Min. (Blu-ray & 4K ca. 87 Min.)

Uncut: Ja

Extras:
• Storybook
• Featurettes
• Trailer

* Es gibt unterschiedliche Editionen im Verkauf. U.a. eine 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (DVD + Blu-ray), oder eine 2-Disc Limited Collector’s Edition im UHD-Mediabook (Blu-ray + 4K UltraHD). Die Extras sind allerdings identisch.


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