Kurzinhalt & Trailer:
Raus aus der Großstadt, rein in den Nationalpark, eine Wanderung ohne Landkarte und technische Hilfsmittel. Die junge Anwältin Jenn lässt ihr geliebtes Smartphone jedoch nur widerwillig zurück und auch der Park-Ranger warnt die beiden vor der gnadenlosen Wildnis. Nach drei Tagen Fußmarsch wird klar: Jenn und Alex haben sich hoffnungslos verlaufen, ihre Vorräte sind fast verbraucht. Die Situation wird immer unheimlicher. Haben die beiden ohne es zu wissen das Revier eines gefährlichen Schwarzbären betreten? Und was hat der merkwürdige Fremde in dem Waldgebiet verloren?
Originaltitel: Backcountry
Jahr: 2014
Genre: Tierhorror, Drama, Survival
Kinostart: Nein
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: Kanada
Regie: Adam MacDonald
Drehbuch: Adam MacDonald
Produzenten: Thomas Michael, Brandon Baker, Michael Baker, Jeff Roop
Darsteller: Missy Peregrym, Jeff Roop, Eric Balfour, Nicholas Campbell
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche Blu-ray
Nachdem mir Pyewacket, der zweite Film von Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Adam MacDonald außerordentlich gut gefallen hat, musste ich sogleich einen Blick auf seinen Erstling riskieren und ich kann mich den hervorragenden Kritiken und Zitaten nur anschließen. Wir haben hier nicht nur einen Debütfilm, sondern gleich einen mit einem Bärenangriff, also quasi die Tierhorror-Königsklasse! Und MacDonald hat es geschafft diesen ultra harten und super beklemmenden Survivaltrip außerordentlich gut, mit ziemlich geringen Mitteln in Szene zu setzen. Er selbst schrieb in einem Frage-und-Antwort-Forum, dass er kein „Hollywood-Budget“ zur Verfügung hatte, schweigt aber über den genauen Betrag, der insgesamt in diese Produktion geflossen ist, für die nur 16 Drehtage zur Verfügung standen.
Bei einem vermeintlich sehr geringen Budget ist der Einsatz von Schärfentiefen ein gutes Stilmittel, die jeweilige Verfassung der Protagonisten darzustellen, was in Backcountry teilweise auf die Spitze getrieben wird, tatsächlich aber auch einen Großteil der Stimmung bzw. Spannung erzeugt. Allerdings gibt es auch Menschen, das weiß ich aus meinem Bekanntenkreis, bei denen extreme Schärfentiefen eine Art Motion Sickness auslöst. Denjenigen sei von diesem Tierhorror-Meisterwerk darum leider abgeraten!
Die Story basiert lose auf den tragischen Erlebnissen der Kanadier Jacqueline Perry und Mark Jordan, die im Jahr 2005 ca. 80km nördlich von Chapleau in Ontario/Kanada auf einem Campingplatz in einem provinziellen Park von einem Schwarzbären angegriffen wurden. Dieser hatte sich scheinbar auf Menschenjagd spezialisiert und und tötete Jacqueline, während ihr Ehemann mit einem Schweizer Messer wie ein Berserker auf das Tier einstach, damit der Bär seine Frau nicht ins Unterholz zieht, um sie dort zu fressen. Dabei wurde Mark schwer verletzt… ziemlich harter Tobak!
Backcountry erzählt eine ähnliche Geschichte, mit einem ähnlich fatalen Angriff, der auch sehr grafisch inszeniert wurde; der Bär kommt allerdings erst ziemlich zum Schluss mit ins Spiel. Zuerst wird eine sehr dichte Atmosphäre aufgebaut, mit einem bewaffneten Fremden (Eric Balfour – Six Feet Under, 24), der sich dem Camp nähert, sich als Tourguide ausgibt und Jenn (Missy Peregrym – Heroes, Reaper: Ein teuflischer Job) offenbar sehr attraktiv findet. Danach folgt das Paar einem vermeintlichen Pfad zum fiktiven ‚Blackfoot See‘ und verläuft sich natürlich. Irgendwann wird die Nahrung knapp und die Situation eskaliert… und ob man die Charaktere mag oder nicht, schauspielerisch ist Backcountry auf einem wirklich hohen Niveau. Missy Peregrym und Jeff Roop (Vampire High) haben trotz der super knappen Drehzeit einen wirklich guten Job hingelegt!
Bei all dem Lob gibt es aber auch offensichtliche Schwächen und von meiner Seite auch kleine Abzüge in der B-Note: Es gab nun mal diesen sehr straffen Drehplan, ein stark begrenztes Budget und es handelt sich um das Regie-Debüt eines hauptberuflichen Schauspielers (der allerdings auch viel Erfahrung am Set mit sich bringt). Dass dabei auf technischer Seite nicht alles 100%ig rund läuft, das sollte jedem Filmfan klar sein. Die Stärken überwiegen hierbei aber deutlich die Schwächen, die hauptsächlich aus kleineren technischen Fehlern bestehen. Zudem sind die Effekte handgemacht und es wurde mit einem echten Bären gefilmt! Dadurch entstehen aber auch kleinere Anschlussfehler (wie z.B. bei dem Grizzly-Remake Red Machine) und man bemerkt natürlich deutlich, dass der Bärenkopf, der sich schnaufend durch die Zeltplane kaut, eine Puppe ist. Aber diese ganzen Szenen wurden so dermaßen intensiv inszeniert, dass mir solch kleinere Schwächen mehr oder weniger egal waren. Ich habe hier einen insgesamt richtig derben, authentischen und super beklemmenden Tierhorrorfilm geboten bekommen und hoffe sehr in Zukunft noch mehr von Adam MacDonalds Schaffen zu sehen!
Fazit:
Backcountry ist ein super beklemmender und wirklich authentischer Tierhorrorfilm. Hier wird einem deutlich vor Augen geführt, dass es in der Natur sehr gefährlich sein kann, wenn man sich aus Versehen abseits der vorgeschriebenen Wanderrouten bewegt. Ja, eventuell möchte man nach diesem Film sogar wirklich nicht mehr campen gehen! Und dass es sich hierbei um einen Debütfilm handelt, hat mich eh aus den Socken gehauen. Selten war Tierhorror so dermaßen spannend und intensiv!
5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Die Bildqualität ist nicht die schärfste, was aber produktionsbedingt ist, vor allem auch weil im Film viel mit Schärfentiefen gearbeitet wird. Die Synchronisation ist für einen derartigen Independentfilm absolut zufriedenstellend und der Sound kommt schön wuchtig aus den Boxen der Heimkinoanlage. Extras, wie z.B. ein Making of, wären schön gewesen, gibt es aber leider nicht auf den deutschen Veröffentlichungen.
Verleih: Pandastorm Pictures
Verleihstart: 09.07.2015
Verkaufstart: 10.07.2015
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1, DTS (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch, Englisch
Bildformat: 2,38 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
Laufzeit: ca. 87 Min. (ca. 91 Min. Blu-ray)
Uncut: Ja
Extras:
• Trailer