Kurzinhalt:
Durch den Ausbruch eines unbekannten Virus ist die Menschheit nahezu ausgerottet worden. Untote wandeln über das Land und jagen die Lebenden. Die wenigen Übriggebliebenen ziehen auf der Suche nach einem besseren Morgen ziellos umher. Der überlebende Einzelgänger Nick findet in einem alten Tagebuch eine Landkarte, seine letzte Hoffnung auf einen sicheren Zufluchtsort. Nach einer blutigen Auseinandersetzung mit dem raufgängerischen John, rotten die beiden sich schließlich zusammen und streifen fortan zu zweit durch ein totes und zerstörtes Land. Tag für Tag bestreiten sie einen harten Kampf um das eigene Überleben. Als die beiden auf eine Gruppe brutaler Diebe und Mörder treffen, geraten die Dinge allerdings erst richtig außer Kontrolle. Schnell wird den beiden eines klar – unter all den Toten entwickeln sich die Überlenden zur größeren Bedrohung.
Originaltitel: Live or Let Die
Jahr: 2020
Genre: Zombiehorror, Endzeit, Survival
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 18 Jahren – FSK
Produktionsland: Deutschland
Regie: Manuel Urbaneck
Drehbuch: Jan Bohlenschmidt, Manuel Urbaneck
Musik: Joachim Heinrich, Frank Schlimbach
Produzenten: Manuel Urbaneck
Darsteller: Jan Bohlenschmidt, Manuel Urbaneck, Steven Mooers, Alona Hertha, Michael Valentin, Heiko Schulz, Markus Hettich, Dirk Jeblick, Kai Erfurt, Anna Eversheim, Richard Schaffert, Sven Glowatzki, Rosanna Schymanski
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Amazon Prime
Der deutsche Indie-Zombiefilm Live or Let Die ist höchstwahrscheinlich nicht jedermanns Sache, hat mir aber trotz offensichtlicher Schwächen ziemlich gut gefallen. Vielleicht liegt es daran, dass ich leidenschaftlicher DayZ-Spieler bin und mir die simple Idee zusagt, dass sich einfach nur zwei Dudes während einer Zombiekalypse über den Weg laufen und fortan gemeinsam durch Lande ziehen, um „lediglich“ zu überleben.
Theoretisch könnte Live or Let Die deshalb auch ein unterhaltsames „Let’s Play“ sein, in dem zwei Freunde in einem entsprechendem MMO-Videospiel durch die Lande ziehen und andere Spieler beobachten, die z.B. gerade von Zombies angegriffen werden, oder von einer Banditengruppe abgezogen werden; oder man überfällt einfach selbst einen armen Dulli und zieht ihm sein Essen ab, um selber nicht zu verhungern. Ob und wann man helfen kann ist oftmals die alles entscheidende Frage, denn das eigene Leben ist natürlich am kostbarsten!
Es geht in diesem Genre-Beitrag um Grundsätzliches, was viele Zombiefilme und -serien in letzter Zeit vermissen lassen; dabei teilweise weirde Verschwörungskontrukte spinnen und ursprünglich sorgfältig geformte Charaktere auf absurdeste Art und Weise super dämlich handeln lassen (ich blicke in deine Richtung, The Walking Dead). Der Causus knacksus ist im Falle Live or Let Die die regelrecht erfrischende Einfachheit…
Für mich ist ziemlich klar, dass sich die Macher rund um Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Kameramann, Editor und Hauptdarsteller Manuel Urbaneck (der bereits an einigen anderen bekannteren deutschen Indie-Genreproduktionen beteiligt war) ziemlich genau darüber im Klaren waren, was sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln auch zufriedenstellend umsetzen können. So wurden im Vorfeld z.B. viele sehr coole Lost Places als Locations gescoutet, um einen glaubwürdigen Endzeit-Look zu kreieren.
Die Kameraführung wechselt oft zwischen sehr ruhig und verdammt wild, wirkt aber durchgehend stets gut auf das Geschehen abgestimmt. Trotz der teils sehr krassen Verspieltheit der Kamera sind alle Blickwinkel durchdacht und sinnvoll; und auch wenn es sich vielleicht so lesen sollte, haben wir hier keine pseudodokumentarische Wackelkamera, oder Found-Footage-Optik, wie es bei sehr vielen anderen Indie-Produktionen gang und gäbe ist.
Blutige Spezialeffekte sind recht zahlreich gesät, wurden aber immer mit Bedacht angewendet. Handgemachter Splatter wechselt sich hier gekonnt mit einigen digitalen Blutspritzern ab, von denen Letztere zwar klar als CGI erkennbar sind, was ihre intensive Wirkung aber nicht beeinträchtigt.
Die musikalische Untermalung ist manchmal ein bisschen aufdringlich, aber die Tracks, die zwischen typisch deutschem „Underground-Splatter-Synthiepop“ und professionellem „Modern Country“ variieren, haben mir gut gefallen; und es wird im Film auch nicht geredet, während Musik mit Gesang abgespielt wird, was ein ganz großes Problem von z.B. Sky Sharks ist (in etwa zeitgleich veröffentlicht).
Man muss schon einen gewissen Hang zum „German Underground Horror/Splatter“ haben, um gut unterhalten zu werden. Dementsprechend hat das privat finanzierte Projekt auch nur ca. 15.000€ gekostet; was allerdings weitaus weniger ist, als ich erwartet hätte.
Bei den Darstellern handelt es sich ausschließlich um Laien; womöglich größtenteils aus dem Bekanntenkreis von Manuel Urbaneck, der ja auch selbst als ‚John‘ eine der zwei Hauptrollen spielt. Dabei fragte ich mich ständig, warum die Protagonisten (wenn der Film sehr offensichtlich in Deutschland spielt) John und Nick heißen, und nicht z.B. Dennis und Christoph? – Das hätte (auf mich) sehr viel authentischer, und nicht krampfhaft auf international-cool gemacht, oder gar wie Kevinismus gewirkt… und warum wird in so gut wie jedem Satz, den die Beiden miteinander wechseln, der Name des anderen genannt? – Das lässt die Dialoge äußerst hölzern wirken, die zudem im O-Ton – aufnahmetechnisch bedingt – teilweise SEHR schwer zu verstehen sind.
Das sind so kleinere Punkte, die gebündelt für mich irgendwie den typischen „Stock im Arsch deutscher Filmproduktionen“ ausmachen… dieser Stock im Arsch wird hier aber aufgrund des unkonventionellen Gesamtkonzepts eher zu einem nicht ganz so unflexiblen Gummiknüppel… Denkt euch diesbezüglich was ihr wollt, ich meine es aber durchaus positiv; denn Holz ist wesentlich steifer als Gummi…
Als ziemlich unterirdisch empfand ich die Bösewichte, die permanent in einer Werkstatt rumhocken, sich ständig nur streiten und dabei von einem soziopathischen „Dandy“ herumkommandieren lassen; obwohl es sich bei allen Mitgliedern der Gruppe um ach so „harte Motherfucker“ handelt, die eigentlich schon lange hätten Meuterei begehen müssen. Auch dass sie immer mal wieder zwischendurch auftauchen und den beiden Protagonisten das Leben schwer machen, ist ziemlich schlechtes Storytelling bzw. Pacing; denn Nick und John wollen diesen „Fieslingen“ eigentlich aus dem Weg gehen und wandern deshalb möglichst schnell nach Süden… dann kommt irgendwann der Winter, man überquert sozusagen „das Gebirge“ und plötzlich sind da wieder diese Typen und Nick und John befinden sich immer noch in deren Revier…!? – Mussten diese klischeehaften Bösewichte nicht auch irgendwie durch den Winter kommen? Denen scheint ja nichts irgendwas auszumachen; nicht einmal Hunger und eisige Kälte, ganz ohne Fahrzeug! Diese Übergriffe der (ziemlich schlecht geschriebenen und dargestellten) Antagonisten hätte man zeitlich anders in der Story anordnen, oder sie einfach ganz streichen sollen; denn einen Showdown (ganz anderer Natur) gibt es am Ende ja trotzdem…
Fazit:
Ganz objektiv gesehen kann ich diesem super ambitionierten, deutschen Filmprojekt keine hohe Gesamtwertung verpassen, allerdings hat es mich insgesamt doch ziemlich gut unterhalten. Man erkennt sehr deutlich wie viel Herzblut von allen Beteiligten in dieses Projekt geflossen ist, obwohl dies natürlich keine Ausrede bezüglich seiner Schwächen ist. Als zumindest einmaliges Filmerlebnis hat Live or Let Die, nach seinen wirklich super schlechten ersten 15 Minuten (lasst euch davon nicht abschrecken), für mich letztendlich gut funktioniert. Es wurden einige gute und ungewöhnliche Ideen eingebracht; und diese Bromance zwischen Nick und John ist schon irgendwie cute. Zudem haben wir hier endlich mal wieder eine sehr bodenständige/klassische Zombie-Survival-Story, die teilweise stark an das MMO Zombie-Survival-Videospiel DayZ erinnert, was ich immer mal wieder sehr gerne spiele.
Die Locations (vermutlich zahlreiche Lost Places in Ostdeutschland) sind echt beeindruckend! Hier hat man sich im Vorfeld scheinbar viele Gedanken gemacht, was man mit einem schmalen Budget in sorgfältig ausgewählter und toller Kulisse möglichst gut umsetzen kann. Zudem sind die Zombiemasken und blutigen Effekte größtenteils ziemlich stark! – Ich erkenne vor allem in der Maske und der Bildkomposition deutliches Talent. Gerne mehr davon!
Die Dialoge sind teilweise ein bisschen rauschebart- … ähm… haarsträubend und die schauspielerischen Darbietungen recht amateurhaft. Trotz aller offensichtlicher Schwächen (wir sprechen hier halt von einem semiprofessionellen, privat finanzierten deutschen Indie-Zombiefilm, basierend auf einem Kurzfilm) vergebe ich immerhin…
3,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray / 4K UHD
Das Bild ist ein bisschen trist und recht kontrastarm, was allerdings zur düsteren Endzeit passt. Auch von der Tonqualität darf man nicht zu viel erwarten. Vorallem im deutschen O-Ton wird ziemlich genuschelt (die selbsgemachte englische Synchro ist regelrecht beschissen). Das hat aber mit dem Film selbst zu tun und nichts mit der Qualität der Veröffentlichung auf deutschen Silber- und Blauligen durch Soulfood. Es handelt sich hierbeit halt um einen semiprofessionellen „German-Underground-Independent-Genrefilm“, der mit einem Budget von lediglich 15.000€ realisiert wurde und dafür doch ganz schön was hermacht. Die Qualität der deutschen Direct-to-Disc-Veröffentlichungen kann ich aber nicht bewerten, weil ich den Film als Stream geschaut habe – Sehr schade ist, dass sich laut Händlerangaben keinerlei Extras auf den Discs befinden. Gerade bei solch unabhängigen Filmprojekten wären diese besonders interessant!
Verleih: Soulfood Music Distribution
Verleihstart: 15.10.2021 (VoD)
Verkaufstart: 15.10.2021
Verpackung: DVD / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Englisch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit: ca. 93 Min. (Blu-ray ca. 97 Min.)
Uncut: Ja
Extras: Keine