Kurzinhalt & Trailer:
Eingesperrt in einem kleinen Zimmer auf dem Dachboden eines abgelegenen Waldhauses und isoliert von der Außenwelt, wächst Anna unter der Obhut eines mysteriösen Mannes auf, den sie nur als „Daddy“ kennt. Mit schaurigen Geschichten über ein kinderfressendes Ungeheuer schürt er seit jeher ihre Angst vor der Welt außerhalb ihres Gefängnisses. Als Anna im Alter von 16 Jahren von der örtlichen Polizei befreit wird, fällt es ihr schwer, sich an die neue Lebenssituation in Freiheit zu gewöhnen. Erst als Sheriff Ellen Cooper den verstörten Teenager fürsorglich bei sich aufnimmt, beginnt Anna, ihre Angst vor der Außenwelt und dem Monster zu verlieren. Doch schon bald kommt es zu einer Reihe beunruhigender Ereignisse…
Originaltitel: Wildling
Jahr: 2018
Genre: Bodyhorror, Drama, Werwolf
Kinostart: Nein
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: USA
Regie: Fritz Böhm
Drehbuch: Fritz Böhm, Florian Eder
Produzenten: Celine Rattray, Trudie Styler, Liv Tyler, Charlotte Ubben, Soeren Bauermeister, Christopher S Burke, Rab Butler, Timothy Christian, Marco Henry, Ken Hirsh, Hardy Justice, Steven Kemler, Nic Marshall, Sven Nuri, David Palmer, Lee Stobby
Darsteller: Bel Powley, Liv Tyler, Brad Dourif, Collin Kelly-Sordelet, James Le Gros, Troy Ruptash, Arlo Mertz, Aviva Winick, Charlotte Ubben, Frank Deal, Kelly Lamor Wilson, Brian Donahue, Patrick M. Walsh, Keenan Jolliff, Bhavesh Patel, Don Hewitt
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche Blu-ray (Mediabook)
Mit freundlicher Unterstützung von Capelight Pictures
Von Wildling hatte ich im Vorfeld recht viel erwartet und war vor allem von der Idee begeistert, den klassischen Werwolfhorror in mehr Bodyhorror verpackt, und somit auf eine etwas realistischere Art und Weise präsentiert zu bekommen, ohne diesen ganzen Standard-Aberglaube im Gepäck.
So handelt es sich hier um ein kleines Mädchen, das isoliert von der Außenwelt von einem Mann, den sie „Daddy“ (Brad Dourif – Halloween [2007], Chucky – Die Mörderpuppe) nennt aufgezogen wird, der sie nur mit Gemüse füttert und ihr Gruselgeschichten vom ‚Wildling‘ erzählt, der draußen in den Wäldern lauert. Als sie in die Pubertät kommt, beginnt der Mann ihr Medikamente gegen diese „Krankheit“ zu spritzen, die aber nicht helfen. Keinen Ausweg mehr sehend das Mädchen zu retten begeht er dann einen ernstgemeinten Selbstmordversuch, der aber… nun, sagen wir einfach mal scheitert. Mit einer Kugel im Kopf landet er im Krankenhaus und das Mädchen – Anna – wird kurzerhand in die Obhut von Sheriff Ellen Cooper (Liv Tyler – The Strangers, Herr der Ringe) übergeben. Als Anna dann das erste Mal Fleisch zum Essen serviert bekommt, beginnt sich das Mädchen zu verändern…
Den Anfang von Wildling fand ich extrem gut. Vor allem Bel Powley liefert als Anna ein grandioses Schauspiel, welches durch sehr passende Kameraeinstellungen und dezente Effekte noch intensiviert wird. Alleine wie der Schock zu Beginn inszeniert wurde, als Anna im grell-weißen, sterilen Krankenhaus aufwacht, anstatt in ihrem düsteren und schmuddeligen Waldhütten-Zimmer, steht stellvertretend für das Herzblut und die Detailverliebtheit, welches von allen Beteiligten in dieses Projekt geflossen ist. Die Transformation von Anna wurde in den ersten zwei Dritteln des Films wirklich überzeugend, vor allem aber auch sehr interessant dargestellt. Nicht nur ihre weiblichen Attribute kommen im Verlauf immer mehr zum Vorschein, auch in psychologischer Hinsicht entwickelt sich in ihr schnell eine starke Persönlichkeit, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihre Fingernägel braun werden, ihr die Zähne ausfallen und ihr Haare an ungewöhnlichen Stellen wachsen… So etwas verunsichert Heranwachsende natürlich! So weit, so gut…
Zu guter Letzt geht dann leider alles sehr schnell und es kommt noch eine merkwürdige Liebesgeschichte mit ins Spiel, die etwas Twilight-mäßig anmutet, und eine konspirative Vereinigung, deren Kopf scheinbar der Mann war, den Anna ihr ganzes Leben lang nur als „Daddy“ kannte. Dabei wird es dann auch leicht dämlich, was sein Handeln angeht bzw. anging, aber ich möchte hier nichts vom letzten Drittel der Handlung vorweg nehmen. Für mich hat dies allerdings einen großen Teil der anfänglich sehr gut aufgebauten Atmosphäre des Films zerstört, weshalb ich mich auch mit der Bewertung von Wildling sehr schwer tue. Ich gehe davon aus, dass evtl. das Budget und auch der Zeitplan (ca. 23 Drehtage) für dieses grundsätzlich charmante Indie-Werk etwas zu knapp wurden.
Alles in allem wirkt der Film nach einem absoluten Herzens-Projekt des deutschen Regiedebütanten Fritz Böhm, der auch das Drehbuch zusammen mit einem gewissen Florian Eder geschrieben hat (beide waren bereits an einigen größeren und erfolgreichen deutschen Filmproduktionen beteiligt). Sogar Liv Tyler steckte als Mit-Produzentin einiges an Eigenkapital in Wildling und Bel Powley (Anna) fraß sich als überzeugte Vegetarierin für die Dreharbeiten durch dutzende Burger und Würstchen.
Fazit:
Die ersten zwei Drittel von Wildling bauen eine wirklich dichte Atmosphäre auf und bieten astreinen Bodyhorror. Am Schluss wirkt der Film aber sehr gehetzt und verliert dadurch auf dramaturgischer Ebene etwas die Spur. Dadurch wird alles irgendwie etwas zu beliebig und schlussendlich auch zu weichgespült. Allerdings wurde ich die meiste Laufzeit über sehr gut unterhalten!
Es handelt sich hierbei keines Falls um eine klassische Werwolf-Mär, die von Mondsucht und Amoklauf erzählt, sondern um eine permanente Transformation und eine uralte Rasse von Mischwesen, die zum Zeitpunkt der Geschichte als ausgerottet gelten.
4 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray / Mediabook
Die Bildqualität geht absolut in Ordnung. Beim Sound musste ich einen Effekt aktivieren, um eine Rundum-Wirkung zu erhalten. Die Synchronisation und generelle Qualität sind aber zufriedenstellend. Auch gibt es zwei nette Extras, die einen kleinen Blick hinter die Kulissen ermöglichen.
Verleih: Capelight Pictures
Verleihstart: 26.10.2018
Verkaufstart: 26.10.2018
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle (schwarz) / Mediabook
Discs enthalten: 1 (2 im Mediabook)
Wendecover: Ja
Schuber: Ja (Blu-ray)
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
Laufzeit: ca. 88 Min. (ca. 92 Min. Blu-ray)
Uncut: Ja
Extras:
• Outtakes
• Entfallene Szenen
• Trailer