Kurzinhalt:
Durchschnaufen, ein Stoßgebet, zu allem bereit: Matvey, bewaffnet mit einem Hammer, den er hinter seinem Rücken versteckt, drückt die Klingel einer typisch russischen Hochhauswohnung. Die Türe öffnet sich und Andrey, brutal aussehender Polizist und Vater von Matveys Freundin Olya, steht vor ihm. Es dauert nicht lange, da bricht in der spießigen Wohnung die Hölle los und Blutfontänen spritzen, Knochen zersplittern und aus der einst so geordneten Moskauer Vorstadtwohnung wird in kürzester Zeit ein Schlachtfeld, auf dem sich die beiden Kontrahenten einen gnadenlosen, unbarmherzigen Kampf auf Leben und Tod liefern…
Originaltitel: Papa, sdokhni
Jahr: 2018Genre: Schwarze Komödie, Splatter, Torture
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 18 Jahren – FSK
Produktionsland: Russland
Regie: Kirill Sokolov
Drehbuch: Kirill Sokolov
Musik: Kirill Bodrov, Alexander Kopeikin
Produzenten: Sofiko Kiknavelidze
Darsteller: Aleksandr Kuznetsov, Vitaliy Khaev, Evgeniya Kregzhde, Michael Gor, Elena Shevchenko, Igor Grabuzov, Aleksandr Domogarov, Ilya Gavrilenkov, Vasiliy Kopeikin, Ilya Kostyukov, Fedor Starykh
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Presse-Stream (russisch mit deutschen UT)
Mit freundlicher Unterstützung von Pierrot Le Fou
Man kann sich nur schwer vorstellen, dass ein derartiges Kammerspiel, in dem sich „nur“ zwei Kontrahenten auf engstem Raum brutalst an die Gurgel gehen, genug Stoff für einen abendfüllenden Spielfilm bietet. Und schon gar nicht, dass es dabei dauerhaft heftig blutig zur Sache geht. Naja, das mit dem „heftig“ ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt, weil sich der russische Genre-Beitrag Why Don’t You Just Die! selbst nicht all zu ernst nimmt. Es handelt sich dabei um eine erfrischend chaotische und sehr schwarzhumorige Komödie für Erwachsene, die im Verlauf einige wirklich gute Plot Twists (dt. Handlungswechsel) bietet; weshalb ich hier zur Story leider auch nicht viel mehr sagen kann, als bereits auf dem Backcover bzw. der Inhaltsangabe oben angedeutet wurde…
Absolut erwähnenswert ist die sehr verspielte Kameraführung, die manchmal so nahe am Geschehen dran ist, dass allein durch sie und gezielt eingesetzte, wirklich gute und kreative Effekte (Röntgenaufnahmen von brechenden Knochen sind nur der Anfang), richtig schön skurril-ekelhaft-lustige Momente entstehen. Exemplarisch dafür steht diese eine Szene mit dem Abfluss und der Haarklammer, die sich wohl bei jedem in das Gedächtnis einbrennen sollte, der Why Don’t You Just Die! gesehen hat! Und hier würde ich jetzt echt gerne einen Emoji mit „Pipi in den Augen“ einsetzen, aber das schickt sich ja nicht, in einem derartigen „Magazin“.
Bemerkenswert gut sind auch die zahlreichen, handgemachten und blutigen Spezialeffekte: Es spritzt so viel Kunstblut durch die Gegend, dass man leicht davon ausgehen würde, dass die Kontrahenten im richtigen Leben schon laaaange verblutet sein müssten. Aber wie gesagt ist dieser, auf angenehm kranke Art und Weise sehr lustige Streifen absolut nicht ernstgemeint. Selbst die blutigsten Szenen triefen vor schwärzester Komik, weshalb auch die relativ harte Altersfreigabe ab 18 Jahren durch die FSK absolut nachvollziehbar ist. Heranwachsende sollten solch einen dreckigen Humor nicht falsch verstehen können!
Der Cast ist, einem Kammerspiel entsprechend, überschaubar. Bei einer derart geringen Zahl von Darstellern ist ein überzeugendes Schauspiel deshalb um so wichtiger und im O-Ton (russisch mit deutschen Untertiteln) wurde ich diesbezüglich nicht enttäuscht. Hierzulande sind die Mimen natürlich unbekannt. Ich droppe aber trotzdem mal ein paar Namen: Vitaly Khaev, in der Rolle von Olyas Vater Andrey, kauft man den Vollblut-Patriarchen, mit beruflich bedingter Verbindung zur russischen Unterwelt von Anfang an zu 100% ab und auch Aleksandr Kuznetsov, in der Rolle von Matvey, der von seiner eben erwähnten Freundin geschickt wurde deren Vater zu ermorden, weil dieser sie in ihrer Kindheit misshandelt haben soll, fügt sich überzeugend in die Rolle des wehrhaften Opfers. Ja, tatsächlich wird Matveys und Olyas Plan vom korrupten Polizisten Andrey ziemlich schnell durchschaut und irgendwie haben alle der involvierten Personen mehr oder minder Dreck am Stecken; außer vielleicht die Mutter, die anfänglich noch versucht die Wogen zu glätten, im Verlauf aber immer weiter in ein psychisches Trauma verfällt und schlussendlich als wimmerndes Wrack, immer noch mit einer gewissen Komik versehen, das Geschehen einfach nur noch über sich ergehen lässt…
Fazit:
Die Kameraführung ist grandios, die Effekte (der flotte Kamerastil und die handgemachten Splattereffekte gleichermaßen) sind echt gut, der kranke Humor trifft direkt ins Bullseye des Lachzentrums des Gehirns und die Darsteller lieferten ein absolut überzeugendes und irrwitziges Schauspiel. Für mich persönlich ist Why Don’t You Just Die! einer der besten Genrebeiträge des Jahres 2020 (auf den Veröffentlichungszeitraum in Deutschland bezogen). Dieser Film ist einfach richtig schön chaotisch, ziemlich krank, super witzig und wurde zudem auch noch echt „sauber“ und äußerst kreativ produziert!
5,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray / Mediabook
Da ich den Film als Presse-Stream im O-Ton mit Untertiteln gesichtet habe, kann ich keine Angaben über die Bild- und Tonqualität der deutschen Heimkinoveröffentlichungen machen…
Verleih: Pierrot Le Fou
Verleihstart: 27.03.2020
Verkaufstart: 27.03.2020
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle / Mediabook
Discs enthalten: 1 (2 im Mediabook)
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Russisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,35 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit: ca. 94 Min. (Blu-ray ca. 98 Min.)
Uncut: Ja
Extras:
• Kurzfilme
• Q&A-Talk
• Booklet inkl. russischem Schimpfwörterbuch (Mediabook)
• Plakat (Mediabook)
• Trailer