Kurzinhalt:
Renee und Valerie wollen ein paar Tage mit Freunden in einer abgeschiedenen Waldhütte verbringen. Doch als sie ankommen, ist die Hütte verwaist, von den Bekannten fehlt jede Spur. Zudem werden die Frauen von mysteriösen Männern beobachtet. Eine Gruppe militanter Extremisten beginnt, Jagd auf die beiden zu machen. Und sie schreckt vor nichts zurück…
Originaltitel: The Retreat
Jahr: 2021
Genre: Terrorfilm, Backwoodhorror, Survivalhorror
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 18 Jahren – FSK
Produktionsland: Kanada
Regie: Pat Mills
Drehbuch: Alyson Richards
Musik: Steph Copeland
Produzenten: Lauren Grant, Alyson Richards, Mark Gingras, Leah Jaunzems, John Laing, Berry Meyerowitz, Emma Phelan, Jeff Sackman
Darsteller: Tommie-Amber Pirie, Sarah Allen, Rossif Sutherland, Aaron Ashmore, Celina Sinden, Munro Chambers, Chad Connell, Patrick Garrow, Joey Coleman, Gavin Fox, Don Masters
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Presse-Stream (deutsch, 720p)
Mit freundlicher Unterstützung von Tiberius Film
Backwoodhorror- bzw. Terrorfilme müssen immer etwas Besonderes bieten, um aus der Masse herauszustechen, oder einfach eine entsprechende Atmosphäre, coole und drastische Spezialeffekte bieten. Das tut The Retreat leider nicht wirklich. Auch das Warum wirkt hier sehr austauschbar. Es sind einfach ein paar kanadische Rednecks, die Menschen fangen und vor laufenden Kameras – via Live-Stream – töten, denn die hassen wohl ganz einfach Schwule…
Tut mir leid, das reicht mir nicht wirklich. Es wird zwar angedeutet, dass sie in einem Auftrag handeln, der dann aber sehr schnell wieder vom Tisch gewischt wird. Das Ganze macht nur wenig Sinn und wirkt sehr aufgesetzt. Auch auf blutigere Szenen warten eingefleischte Subgenre-Fans sehr lange, trotz überschaubarer Laufzeit von gerade einmal 74 Minuten (ohne Abspann). Dabei bietet der Film grundsätzlich sehr viel Potential für gewisse Schauwerte, gerade wegen der Live-Hinrichtungen im „ach so bösen Internetz“. Dabei hält die Filmkamera aber nie drauf…
Zum Finale hin gibt es dann doch noch drei ganz nette Effekte und einen kleinen Plot-Twist, was The Retreat im Nachgang leicht aufwertet, aber noch lange nicht zu einer klaren Empfehlung macht.
Technisch gesehen haben wir hier einen soliden Beitrag. Die Kameraeinstellungen sind leicht pseudodokumentarisch verwackelt und die Schärfentiefe transportiert die Orientierungslosigkeit der Protagonistinnen glaubwürdig zum Zuschauer. Das Szenenbild am Dreh- und Angelpunkt der Survival-Story (eine abgelegene Farm) ist durchaus ordentlich, wobei der Film diesbezüglich (optisch) im ersten Drittel ziemlich schwächelt. Vor allem wird anfänglich versucht mit z.B. „Deer-Crossing“-Schildern, Wildkameras und einem Hochsitz im Wald eine schaurige Atmosphäre aufzubauen, die wahrscheinlich nur auf übelst eingefleischte Stadtkinder wirken dürfte… Witzig fand ich diesbezüglich auch einen Korb mit vergammelten Lebensmitteln vor der Waldhütte (dem Bed & Breakfast?), in dem eine kleine Spinne über ein altes Brot gekrabbelt ist, um einen Jumpscare zu verursachen. Fliegen auf altem Essen verstehe ich ja noch, aber wieso eine Spinne!? – Kleiner Funfact: Beim Betrachten des Presse-Streams seilte sich tatsächlich eine kleine Spinne von der Decke vor meine Nase ab… So, nun habe ich die Brücke zwischen dem Film und diesem kleinen Vorfall in meinem sonst eher langweiligen Leben geschlagen. (stellt euch hier einen Zwinker-Smilie vor)
An einigen Stellen hapert es an der Qualität der Synchronisation (kleine Nebenrollen und einer der Killer). Grundsätzlich hat Tiberius Film The Retreat aber gut nachvertont. Der Sound kommt generell aber leider recht dünn und die musikalische Untermalung wirkt sehr generisch. Ich hätte mir etwas mehr Wumms gewünscht.
Kleinere erzählerische Schwächen gibt es vor allem im ersten Drittel des Films, in dem ja – wie bereits erwähnt – eher kläglich versucht wird eine gewisse Atmosphäre aufzubauen. Es ist schon merkwürdig, wenn die Mädels sich beobachtet fühlen und panisch fliehen, weil sie eine kalte Zigarettenkippe im Wald finden… dies nur als Beispiel. Auch verstehe wirklich, wieso das lesbische Pärchen überhaupt in solch eine Waldhütte fährt. Irgendwie wollen sie sich dort vor einer anstehenden Hochzeit besser kennenlernen, dort aber gleichermaßen auch Freunde treffen und plötzlich handelt es sich um eine „Schwulenfalle“ viel zu straighter Rednecks, die aus ihrer Scheune heraus Snuff ins Internet streamen und denen bloß noch ein Pro-Trump-Cap fehlt, um vollends allen Klischees zu entsprechen? – Aber naja… Der Grund für den Ausflug ist ja eh nur Mittel zum Zweck…
Fazit:
The Retreat ist ein recht solider Terrorfilm, der aber leider nichts Besonderes bietet. Es muss (vor allem in diesem Subgenre) nicht immer alles super ausgeklügelt sein, der Schwulenhass einiger Rednecks und Live-Morde im Internet sind mir allerdings etwas zu plump. Wir haben hier lediglich 0815-Rache-Survivalhorror, der aber zumindest optisch recht ansprechend, und ohne großartige Anschlussfehler präsentiert wird. Außerdem ist The Retreat auf Grund seiner knappen Laufzeit zugegebenermaßen recht kurzweilig, ein großer Wiedersehenswert ist aber kaum gegeben.
Die Freigabe ab 18 Jahren durch die FSK ist höchstwahrscheinlich pures Marketing. Der Tenor des Films ist zwar grundsätzlich relativ hart, aber die Kamera hält nur ganz selten, und wenn dann nur sehr kurz direkt drauf.
Alles in allem keine eindeutige Empfehlung von diesen Seiten. Backwoodhorror-Freunde können durchaus mal einen Blick riskieren, sollten im Vorfeld aber ihre Erwartungen runterschrauben…
3,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Verleih: Tiberius Film
Verleihstart: 11.08.2022 (VoD), 02.09.2022 (DVD & BD)
Verkaufstart: 04.08.2022 (VoD), 02.09.2022 (DVD & BD)
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Nein
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 & DTS (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit 25Hz: ca. 79 Min. (DVD)
Laufzeit 24Hz: ca. 82 Min. (Blu-ray & VoD)
Uncut: Ja
Extras:
• Trailer