Kurzinhalt:
Kurt träumt von der großen Karriere als Influencer, für Klicks würde er alles tun. Der private Taxi-Fahrer stattet sein Auto mit Kameras aus und sendet live. Er provoziert und verärgert seine Gäste, doch niemand will das sehen. Bis er zum Äußersten geht: in seinem Wahnsinn ermordet Kurt auf brutale Weise seine Fahrgäste. Verzweifelt versucht er, seinen Amoklauf als virale Sensation zu verkaufen.
Originaltitel: Spree
Jahr: 2020
Genre: Thriller, Amoklauf, Drama
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: USA
Regie: Eugene Kotlyarenko
Drehbuch: Eugene Kotlyarenko, Gene McHugh
Musik: James Ferraro, Maison Ware
Produzenten: Matthew Budman, Sumaiya Kaveh, Eugene Kotlyarenko, John H. Lang, Drake, Alex Hughes, Adel Future Nur
Darsteller: Joe Keery, Sasheer Zamata, David Arquette, Kyle Mooney, Mischa Barton, Frankie Grande, Lala Kent, Joshua Ovalle, Sunny Kim, John DeLuca, Linas Phillips, Jessalyn Gilsig, Sean Avery, Victor Winters-Junco, Sara Lassner, Carlos Higuera
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Presse-Stream (deutsch, 720p)
Mit freundlicher Unterstützung von Tiberius Film
Nachdem es mit Tutorials, Unboxings und Vlogs auf YouTube nicht so richtig klappt, hat Kurt Kunkle (Joe Keery – Stranger Things) die Idee, einen Amoklauf – nur für die Klicks und den Fame – zu begehen. Dies tut er als „Spree-Fahrer“ – eine Art Uber.
Um seine Opfer zu betäuben und danach zu überfahren, versetzt er Wasserflaschen – die er als zusätzlichen Service seinen Gästen anbietet – mit einem starken Betäubungsmittel, welches er anfänglich nur ausgemachten Arschlöchern (Rassisten & Co) anbietet. Mit der ständigen Angst im Nacken, dass ihn seine Fahrgäste durchschauen könnten, wird Kurt jedoch zunehmend nervöser und begeht Fehler bzw. agiert zu vorschnell; meist aus dem einfachen Grund, dass die Fahrgäste sein Ego gekränkt haben. So spielt Kurt z.B. in voller Lautstärke seine selbst produzierten Dubstep-artigen Tracks/Beats, die laut „Publikum“ tatsächlich eher schlecht als recht sind. Er ist halt ein Möchtegern-Künstler durch und durch, der nicht bemerkt, dass er mit seinem nerdigem und aufdringlichen Scheiß anderen gehörig auf den Sack geht (Shoutout geht raus an alle „Möchtegern-Rapper-Producer-Boom-Box-Kids“ da draußen – Mein Luftgewehr ist geladen [!:P])…
Kurts Familie ist zerrüttet. Sein Vater (David Arquette – Scream) ist ein heroinsüchtiger Spinner und „Ewig-viel-zu-jung-Gebliebener“, die Mutter bankrott und Kurt selbst schon lange abgedriftet in eine alternative Welt, in der Klicks mehr zählen als echte soziale Kontakte. So ist es kein Wunder, dass Kurt sehr überschnellt (kurz nach Beginn des Amok-Live-Streams) eine Obsession zu seiner ersten (Real-Life-) Klientin Jessie entwickelt; einer Komikerin mit knapp 200k Followern, die er ursprünglich nur zu einem Auftritt fahren sollte, dann aber fast schon krankhaft von ihr getaggt werden will…
Im krassen Gegensatz zu Kurt hat die scheinbare „Social-Media-Expertin“ langsam die Schnauze voll von ihrem Job und dem daraus resultierenden Einschränkungen im Privatleben (die Kehrseite der Medallie); was man ihr auch nicht verübeln kann. Dies lässt Kurts Fame-basierte Welt langsam in sich zusammenbrechen; doch der Zweifel gegenüber einem Leben ohne Likes befeuert seinen Amoklauf nur noch weiter. Dumm nur, dass ihm dabei auf Twitch bzw. einer fiktiven Alternative einfach zu wenige Leute zuschauen, egal wie viel „Mühe“ er sich gibt „kreative Kills“ zu inszenieren…!
Die offensichtliche Sozialkritik zeigt sich über die Reaktionen der Konsumenten von Kurts Live-Stream (ich meine zwischendurch tatsächlich ‚Drachenlord‘-Emojis in den Kommentaren gesehen zu haben): „FAKE A F!!!“ – und ähnliches liest man des Öfteren…
Wir checken heutzutage leider nicht mehr wirklich, was wir mal eben neben dem Snack auf die Schnelle, oder hockend auf dem Klo so alles im Internet konsumieren. Da könnte tatsächlich jemand über Stunden amoklaufen (wie z.B. 2019 in Halle/Saale) und wenn kein „Influencer“ mit genügen Followern zufällig bei einer „Reaction“, oder einem „Raid“ darüber stolpert, dann bekommt es – mangels Prüfungsinstanzen – womöglich kaum jemand mit; obwohl der Täter die ganze Zeit über live auf Sendung ist! – In diesem Fall zwar überspitzt dargestellt, aber dennoch kann der Grundgedanke sehr erschreckend sein!
In technischer Hinsicht haben wir hier ein ständiges Bild-in-Bild-Split-Screen-Gemetzel, mit stetig steigender Flut an TikTok-like-Kommentaren und überschwänglichen Emojis; zeitgleich gezeigt aus „diversesten“ Kameraperspektiven, um das klassische 16:9-TV-Format (1,78:1) komplett auszufüllen.
Spree wurde ausschließlich mit Handys, Überwachungskameras und GoPros gedreht und es wurde sich offensichtlich viel Mühe gegeben, aus allen Perspektiven einen möglichst authentischen Look zu erzeugen. Somit kann diese Amoklauf-Dramödie schnitttechnisch durchaus zu einem sehr wilden Ritt für alteingesessene Genre-Fans und altbackenere Sehgewohnheiten werden…
Was die schauspielerischen Leistungen der Darsteller angeht, kann ich mir – trotz eher mäßiger Nachvertonung seitens Tiberius Film – keine pingelige Kritik erlauben…
Kurt wurde gespielt von Stranger Things Fan-Liebling Joe Keery (sic) und in den Haupt-Nebenrollen sind u.a. Kaliber wie David Arquette (sic) und Mischa Barton (O.C., California) zu sehen. Kurts Special-Love-Interest wurde inszeniert von Sasheer Zamata, bekannt aus Saturday Night Live und etlichen, in den USA sehr erfolgreichen TV-Serien.
Produziert wurde Spree übrigens u.a. vom weltweit super bekannten Musiker Drake… und trotzdem hat es in Deutschland lediglich für eine Veröffentlichung über Tiberius Film gereicht…
Fazit:
Spree – Alles für die Klicks ist wie ein (augenzwinkernder) Autounfall, mit vielen Toten. Man will nicht, aber man muss einfach hinschauen. Und wenn man sich einfach mal Gedanken über aktuelle Problematiken macht, was z.B. im Internet so alles an krankem Scheiß abgeht und wie sehr wir in unserer stetig krankenden Gesellschaft immer mehr auf Likes via Social Media abfahren, dann sollte einen dieser ungewöhnliche Amoklauf-Thriller äußerst nachdenklich stimmen; ganz egal ob es im technischen und darstellerischen Sinne kleinere Ungereimtheiten gibt.
Die Idee macht hier die Stimmung und fesselt an den Bildschirm. Dabei ist Spree (engl. für „Lauf“, abgeleitet von „Killing Spree“ = „Amoklauf“?) noch lange kein Meisterwerk, kann aber durchaus skeptisch gegenüber der allgemein vorherrschenden, gefühlsmäßigen Abhängigkeit vom Internet stimmen. Derartige, mehr oder minder offensichtliche Subtexte sind heutzutage meiner Meinung nach äußerst wichtig bei filmischer Unterhaltung.
Streamen/leihen gerne, kaufen aber nein – trotz recht positiver Kritik…
3,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Bisher nur als Presse-Stream gesichtet (vimeo, deutsch, 720p).
Verleih: Tiberius Film
Verleihstart: 07.07.2022 (VoD)
Verkaufstart: 05.08.2022
Verpackung: DVD / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Nein
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 & DTS (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 1,78 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit: ca. 89 Min. (Blu-ray ca. 92 Min.)
Uncut: Ja
Extras:
• Trailer