Kurzinhalt:
Nach dem Tod ihrer Mutter leben die Brüder Lucas und Tom in einem heruntergekommenen Haus. Einzelgänger Lucas zieht sich oft in den nahegelegenen Wald zurück. Seine einzigen „Freunde“ sind eine Mädchen-Gang, die ihn regelmäßig mobben. Bis Lucas einem unheimlichen Monster begegnet. Es entsteht eine bizarre Freundschaft – bis es zu blutiger Gewalt kommt…
Originaltitel: Slapface
Jahr: 2021
Genre: Horror, Drama, Mystery
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: USA
Regie: Jeremiah Kipp
Drehbuch: Jeremiah Kipp
Musik: Barry J. Neely
Produzenten: Joe Benedetto, Artisha Mann Cooper, Mike Manning, Curtis Braly, Lisa D’Ambrosio, DJ Dodd, Chris Maturo, Maha Maturo, Alixx Schottland, Shintaro Shimosawa, Nicholas Tocco
Darsteller: August Maturo, Mike Manning, Libe Barer, Mirabelle Lee, Bianca D’Ambrosio, Chiara D’Ambrosio, Lukas Hassel, Dan Hedaya, Alixx Schottland, John Backstrom, Mack Kuhr, Nick Theurer, Curtis Braly, Maha Maturo
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Presse-Stream (deutsch, 720p)
Mit freundlicher Unterstützung von Tiberius Film
Slapface basiert auf einem gleichnamigen Kurzfilm von Regisseur Jeremiah Kipp aus dem Jahr 2018, der hier die selbe Thematik noch einmal als abendfüllende Langfassung behandelt. Zugegebenermaßen ist der Titel relativ besch…eiden gewählt, denn auf Grund dieses und des deutschen Covers würde man meinen, dass das in der Inhaltsangabe erwähnte „Monster“ so heißt, durch die Wälder rennt und dabei Backpfeifen an böse Kinder verteilt. So war es zumindest bei mir, weshalb ich mit völlig falschen Erwartungen an diesen tatsächlich recht ungewöhnlichen Horrorfilm herangegangen bin. Das geneigte Publikum bekommt hier aber in Wirklichkeit relativ Arthaus-mäßige Kost, mit ziemlich ernstem Hintergrund serviert. Im Kern geht es um Mobbing unter Gleichaltrigen und Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen innerhalb der Familie. Aber ob mit diesem Thema gut umgegangen wurde, das wage ich zu bezweifeln…
Das titelgebende „Slapface“ ist eine Art Bestrafungsritual, welches Tom mit seinem jüngeren Bruder Lucas nach dem Tod ihrer Eltern durchführt. Wann immer einer der beiden Scheiße baut, geben sie sich abwechselnd gegenseitig Backpfeifen. Dabei ist Tom dem kleinen Lucas natürlich körperlich weit überlegen, so dass es an ihm liegt, die Kontrolle über diese Maßnahme zu behalten. Dies führt im Verlauf der Geschichte zwar zu einem Problem, ist aber nicht ausschlaggebend. Auch das Lucas heimlich eine Freundin hat, die ihn aber in der Öffentlichkeit zusammen mit ihren Freundinnen mobbt, ist eigentlich gar nicht mal so wild. Kinder können manchmal ziemlich fies sein und natürlich sehen sie die Welt aus ganz anderen Augen. Aber dass sich Lucas aus besagten Gründen mal eben mit einem „Monster“ anfreundet, welches ihn auch gegen seinen Willen brutal beschützt, ist ziemlich weit hergeholt.
Tatsächlich wissen wir bereits seit Beginn des Films vom Sheriff der Kleinstadt, dass der junge Lucas anscheinend arge psychische Probleme hat und den beiden Brüdern deswegen ständig das Jugendamt im Nacken sitzt. So liegt der Schluss natürlich sehr nahe, dass sich Lucas das Monster nur einbildet. Außerdem lautet der Zusatztitel von Slapface bereits „Woher kommen Monster“ und diese entstehen natürlich in unserer Psyche und werden durch unser Umfeld geformt und entwickeln sich. Der Ursprung dieses Monsters ist also Lucas familiäre Situation und dass er von zwei größeren Mädchen (Zwillingen) aus seiner Klasse gehänselt wird. Sorry, aber das ist mir irgendwie zu plump!
Gegen Ende wird Slapface leider auch ziemlich schwachsinnig, so sanft das Thema anfangs noch behandelt wurde. Das Monster übernimmt immer mehr die Kontrolle über Lucas und pflastert seinen Weg regelrecht mit Leichen. Wir sprechen hier aber immer noch über einen kleinen Jungen, der bestimmte Taten unbewusst begeht; dem es physisch gar nicht möglich ist, derartig viel Schaden anzurichten. Oder aber das Monster ist real und das ursprüngliche Thema wurde im Verlauf aus den Augen verloren. So oder so wurde das Ziel verfehlt.
Die Settings finde ich grundsätzlich ansprechend. Slapface ist im mittleren Westen der USA angesiedelt, wo es die ländliche Bevölkerung wirtschaftlich größtenteils nicht gerade leicht hat und zahlreiche Industrieruinen das Landschaftsbild prägen.
Das in leicht dreckige Farben getünchte Bild ist leider sehr verwaschen und kontrastarm. Ich kann nicht genau sagen ob es an den Kameras, der Ausleuchtung oder der Postproduction liegt. Letztendlich ist es natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber ich finde dass der Film dadurch unfreiwillig viel zu altbacken aussieht.
Die Hauptdarsteller wissen zu überzeugen. Allen voran Mike Manning als Tom, der junge August Maturo als Lucas und Libe Barer als Toms Freundin Anna. Bei Mike Manning habe ich immer das Gefühl, dass der Typ einfach nicht älter wird. Der aktuell 35-jährige, der immer noch perfekt Highschool-Sportler-Boys mimen könnte, spielte bereits in 72 Filmen und Serien (Stand 2022); hierzulande mal mehr, mal weniger bekannt. Er war an diesem Projekt u.a. auch als Produzent beteiligt. Auch der damals 14-jährige August Maturo konnte bereits in vielen Nebenrollen (u.a. The Nun) Erfahrung sammeln und Libe Barer ist durch einige Disney-Produktionen und eine große Rolle in der Thriller-Serie Sneaky Pete bekannt. Wir haben hier also einen sehr erfahrenen Cast, an dem es grundsätzlich nichts auszusetzen gibt.
Fazit:
Etwas zu viel aufgesetzt wirkendes Arthaus und gegen Ende leider das Thema ad absurdum geführt. Als abendfüllender Langfilm funktioniert die Story, die im Kern von Mobbing und seinen Folgen handelt, leider nicht wirklich gut. Slapface will alles andere als seichte Genre-Kost sein, schafft es aber letztendlich nicht über das Mittelmaß, auch was die technische Qualität/Umsetzung angeht.
Ohne die Vorlage gesehen zu haben (Slapface von 2018), denke ich, dass die Geschichte in Kurzfilmform, und mit womöglich nur einem Mord am Ende deutlich besser funktioniert hätte. Hier – in der Langfilmfassung – ist man viel zu weit über das Ziel hinausgeschossen…
3,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Verleih: Tiberius Film
Verleihstart: 18.08.2022 (VoD), 02.09.2022 (DVD & BD)
Verkaufstart: 11.08.2022 (VoD), 02.09.2022 (DVD & BD)
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Nein
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 & DTS (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit 25Hz: ca. 82 Min. (DVD)
Laufzeit 24Hz: ca. 86 Min. (Blu-ray & VoD)
Uncut: Ja
Extras:
• Trailer