Kurzinhalt:
Als die Zombie-Invasion Südkorea erschütterte, entkam Soldat Jung-seok der Hölle nur knapp. Vier Jahre nach den tragischen Ereignissen erhält er ein verlockendes Angebot: Er soll für viel Geld auf die unter Quarantäne gestellte Halbinsel zurückkehren und innerhalb einer festgelegten Frist mitten im von Zombies überfluteten Seoul die Ladung eines LKW finden und sichern. Zunächst läuft alles glatt, das Ziel wird schnell gefunden – wenn da nicht eine mysteriöse Miliz wäre, welche die Operation auf den Kopf stellt. Es startet ein Wettlauf um Leben und Tod, vor allem aber gegen die Zeit, um aus der von Untoten überrannten Stadt zu fliehen…
Originaltitel: Train to Busan 2
Jahr: 2020
Genre: Zombiehorror, Action, Endzeit
Kinostart: 08.10.2020
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: Südkorea
Regie: Sang-ho Yeon
Drehbuch: Sang-ho Yeon, Ryu Yong-jae
Musik: Mowg
Produzenten: Dong-ha Lee
Darsteller: Dong-won Gang, Lee Jung-hyun, Re Lee, Hae-hyo Kwon, Min-Jae Kim, Kyo-hwan Koo, Do-yoon Kim, Ye-Won Lee
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche Blu-ray
Anzahl der Kritiker: 2
Der indirekte Vorgänger Train to Busan gehört für mich zu den definitiv besten Zombiefilmen der 2010er, wenn er nicht sogar der Beste ist. Um so gehypter war ich, als ich zufällig über den Trailer zur indirekten Fortsetzung Peninsula stolperte, der ein abgeschottetes, zombieverseuchtes Korea andeutete, in dem es noch menschliches Leben gibt, das nach eigenen, neuen Regeln stattfindet. Nach der Sichtung des Streifens machte sich dann leider Ernüchterung breit, denn obwohl Peninsula ein grundsätzlich unterhaltsamer und vor allem sehr actionreicher Zombiefilm ist, hapert es doch an vielen Ecken und Enden.
Ausgefeilte Charakerstudien sucht man vergeblich. Alle Charaktere wurden „simple as fuck“ geschrieben und kommen sehr überdreht, ja eigentlich schon comicartig daher. Vor allem ihre absolut übertriebene, typisch koreanische Art sorgt für diesen Eindruck, der sich auch auf die Optik übertragen lässt: Peninsula präsentiert sich in einem sehr digitalen Studio-Comic-Look, hauptsächlich während hell beleuchteter Vollmondnächte (dazu im nächsten Abschnitt mehr); denn des Nachts schlafen die äußerst agilen und somit sehr gefährlichen Zombies. Das ist die Gelegenheit für Überlebende, in der Zone auf Beutetouren zu gehen. Die Objekte der Begierde sind Lastkraftfahrzeuge, deren Fracht zumeist die Versorgung der eigenen Lager und Kolonien sichert; und natürlich auch die Mobilität der Gemeinschaft steigert.
Die Studio-Sets wurden zwar sehr aufwendig inszeniert und hergerichtet; die Beleuchtung und die digitalen Effekte wirken aber zu jeder Zeit sehr künstlich, was sehr ausschlaggebend für den bereits erwähnten Comic-Look ist. Dies mag in der Animee-Vergangenheit des Regisseurs und Autors Sang-ho Yeon (RedaKai, Saibi) begründet liegen, denn auch der erste Teil dieser/seiner Zombie-Trilogie (Seoul Station, Train to Busan, Peninsula) ist ein Animationsfilm.
Die rasante Action besteht überwiegend aus furiosen Verfolgungsjagden mit aufgemotzten Fahrzeugen, in denen meist auch Gruppen von Zombies (relativ blutarm) über den Haufen gefahren werden. Nicht nur dass die Vehikel gefühlt zu 99% digital inszeniert wurden, so fahren sie auch in einer Art Zeitraffer wie auf Schienen, und zwar so übertrieben dargestellt, dass sie fast schon zu einer Art Running-Gag verkommen. Wo Train to Busan insgesamt noch verhältnismäßig ernst war und – bis auf die Wellen aus Zombies (wohlgemerkt ein Stilmittel) – halbwegs realistisch dargestellt wurde, muss man sich hier als Fan des Vorgängers auf jede Menge Nonsens gefasst machen.
Genau so wie die Settings größtenteils in mattes Mondlicht getaucht sind, bleiben auch die Absichten der an die 80er Jahre erinnernden 0815-Bösewichte eher im Dunkeln, oder ist ihr Handeln ziemlich unüberlegt. Auch über die Beziehungen zwischen den Charakteren erfährt man eher weniger. Diesbezüglich wäre es interessant den Hintergrund dieser Endzeit-Klischee-Gladiatorenkämpfe (eine eindeutige Verschwendung menschlicher Ressourcen) zu erfahren, aber nichts da! – Zusätzlich scheint es in den Kolonien keine Frauen zu geben. Um so merkwürdiger, dass der Held Jung-seok anfangs von zwei Mädchen und ihrer Mutter aus einer brenzligen Situation gerettet wird; scheinbar die einzigen Frauen im Sperrgebiet…
Sicherlich ist bei solch einem Film eine super ausgeklügelte Story nicht unbedingt das Wichtigste, ich hätte mir aber schon eine klitzkleine Prise mehr Tiefgang und Sinnhaftigkeit gewünscht… Das Hauptanliegen aller Beteiligten dieses Projekts war wohl eher die Produktion cooler Zombie-Bilder und eines trügerischen Trailers. Letztendlich zählt ja nicht wie viele Menschen enttäuscht aus den Kinos kamen, sondern nur wie viele überhaupt drin waren…
Fazit:
Bei Train to Busan konnte man in Sachen Story mit dem klassischen Lone Wolf & Cup-Schema nicht viel falsch machen. Hier haben wir aber irgendwelche unsympathischen Gangster bei einem Heist in einem Sperrgebiet, die dem geneigten Zuschauer keinen Raum für Sympathien geben. Der wortkarge Held ist einfach nur der wortkarge Held und die übertriebene, digitale Action verkommt mangels nachvollziehbarer Physik zu einem unfreiwilligen Trash-Fest. Man hat auch stets den Eindruck, der Film würde in einer Lagerhalle spielen, obwohl die Sets grundsätzlich sehr schön schmuddelästhetisch und aufwendig gestaltet wurden. In Zusammenspiel mit den creepigen Zombies bietet Peninsula durchaus einige Schauwerte, wenn man die Animee-Vergangenheit des Regisseurs berücksichtigt; ich wurde aber erzählerisch hart enttäuscht und werde diesen Abschluss (?) der Trilogie nur bedingt empfehlen…
3,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray / 4K UltraHD / Mediabook
Die Bildqualität der hier geprüften Blu-ray ist ziemlich gut und bietet knackige Kontraste. Auch am Ton gibt es nichts auszusetzen.
Verleih: Splendid Film
Verleihstart: 26.02.2021 (VoD)
Verkaufstart: 26.02.2021
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle / Mediabook / Digipack
Discs enthalten: 1 (2 im Mediabook & 4K UHD)
Wendecover: Ja (FSK-Aufkleber auf den Mediabooks)
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Koreanisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch, Niederländisch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: 3840x2160p / 24Hz
Laufzeit: ca. 112 Min. (Blu-ray & 4K ca. 116 Min.)
Uncut: Ja
Extras:
• Trailer
• Normale Blu-ray (4K UHD Edition)
• Mysterythriller „Haunters“ (Mediabook)
• 24-seitiges Booklet (Mediabook)
* Es gibt unterschiedliche Editionen im Verkauf. U.a. eine 4-Disc Limited Deluxe Edition im Digipack. Die Extras umfassen bei dieser einen Aufnäher, sechs Kunstdrucke und eine Schachtel samt FSK-Umleger.