Kurzinhalt:
1969 träumt Jud Crandall davon, seine Heimatstadt Ludlow, Maine, zu verlassen, stößt jedoch bald auf finstere, verborgene Geheimnisse und eine dunkle Familiengeschichte, die ihn für immer mit Ludlow verbinden wird. Jud und seine Freunde kämpfen gegen etwas uraltes Böses, das Ludlow seit seiner Gründung in Bann hält und die Macht hat, alles zu zerstören, das sich ihm in den Weg stellt. Basierend auf einem ungeschriebenen Kapitel von Friedhof der Kuscheltiere, Stephen Kings berühmten Schauerroman.
Originaltitel: Pet Sematary – Bloodlines
Jahr: 2023Genre: Horror, Prequel, Romanverfilmung
Kinostart: –
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: USA
Regie: Lindsey Anderson Beer
Drehbuch: Lindsey Anderson Beer, Jeff Buhler, Stephen King
Musik: Brandon Roberts
Produzenten: Lorenzo di Bonaventura, Mark Vahradian, Martha Fernandez
Darsteller: Jackson White, Forrest Goodluck, Jack Mulhern, Henry Thomas, Natalie Alyn Lind, Isabella LaBlanc, David Duchovny, Pam Grier, Samantha Mathis, Glen Gould, Vincent Leclerc, John W. Lawson, Rachel Osborne
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Presse-Stream (englisch, 1080p, Paramount Screeners)
Mit freundlicher Unterstützung von Paramount+
Zufällig habe ich kurz vor dieser Kritik wiederholt den Klassiker von Stephen King gelesen, dessen „unerzähltes Kapitel“ in diesem Prequel – Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines – näher unter die Lupe genommen werden soll. Damit gemeint ist der sogenannte „Timmy Baterman Vorfall“, im Jahr 1969, im idyllischen amerikanischen Kleinstädtchen Ludlow. Ob dieses düstere Kapitel in Judson Crandalls Vergangenheit (der rüstige Nachbar der neu zugezogenen Familie Creed) auch in der ersten Verfilmung von 1989 verarbeitet wurde, das weiß ich aktuell leider nicht mehr so genau. Im Roman von 1984 wird aber durchaus relativ detailliert auf die Sache mit dem untoten Vietnamveteran eingegangen. Die Neuverfilmung von 2019 hingegen konzentrierte sich eher darauf, die Vorgeschichte von Rachel Creed bezüglich ihrer todkranken Schwester Zelda als Vergangenheits-Nebenplot etwas auszuschmücken, was ihr auch ziemlich gut gelungen ist…
Diese Vorgeschichte des wichtigen Charakters Judd Crandall kann durchaus überzeugen, auch wenn sie teilweise sehr von seinen Erzählungen in der Vorlage abweicht.
Im Roman kehrt der junge Timmy Baterman – merkwürdig traumatisiert und scheinbar von einer „Aura des Bösen“ umgeben – aus dem Vietnamkrieg zurück. Was die Bewohner Ludlows nicht wissen, ist, dass eigentlich nur seine leblosen Überreste in die Heimat geliefert wurden, die sein Vater auf dem alten Indianerfriedhof jenseits des Waldes, hinter dem ‚Sumpf der kleinen Götter‘ begraben hat. Was dort begraben wird kehrt zu den Lebenden zurück; jedoch verändert, mindestens recht lethargisch und überlriechend…
Der damals noch junge Judd Crandall und seine Freunde fahren auf Grund des sonderbaren Verhaltens von Timmy zu dem Haus der Batermans und werden dort vom übel stinkenden, torkelnden und merkwürdig gurgelnd sprechenden Veteran mit ihren düstersten Geheimnissen konfrontiert, was den aufgebrachten Mob kurzerhand zum Rückzug bewegt. Kurz nach diesem „Höflichkeitsbesuch“ brennt das Haus der Batermans ab und man findet heraus, dass Bill Baterman zuerst seinen Sohn mit einer Schrotflinte erschossen, dann sein eigenes Haus mit Benzin angezündet und schlussendlich sich selbst mit einem Revolver im Fernsehsessel gerichtet hat.
Das war es dann auch schon, was die Vorlage angeht. Bloodlines präsentiert sich als deutlich umfangreichere und abgeänderte Erzählung, die im Kern aber noch relativ ähnlich ist. Man hätte alternativ vielleicht noch auf die Sache mit dem bösartigen, untoten Stier Hanratty und Judd Crandals Hund eingehen können, der „zweimal gestorben ist“; also auf alles, was Judd im Roman in Form von Versatzstücken Louis Creed erzählt hat und daraus eine zusammenhängende, abendfüllende Geschichte zusammen puzzeln können… Damit will ich sagen, dass es Möglichkeiten gegeben hätte, diese Vorgeschichte ohne neu erfundene Inhalte sauber in die ursprüngliche Erzählung einzubauen, diese aber nicht genutzt wurden. Stattdessen ist das präsentierte Bild ein anderes, lediglich der grobe Rahmen (Judd und Timmy) bleibt bestehen. Das kann eingefleischten Fans unangenehm aufstoßen, oder auch schlichtweg egal sein, weil man das Werk als eigenständiges betrachtet.
Sehr positiv zu bemerken ist, dass ich mir die Gegend beim Lesen besagten Kapitels wirklich exakt so vorgestellt habe, wie in Bloodlines dargestellt. Ich konnte mich sofort relativ gut orientieren und kam somit sehr schnell mitten rein in die Geschichte. Jedoch verläuft sie – wie bereits erwähnt – dann doch etwas anders, denn es wurden Figuren (auch Untote) und Schauplätze hinzugefügt und letztere auch verändert.
Ziemlich enttäuscht war ich darüber, wie der Tierfriedhof und der ‚Sumpf der kleinen Götter‘ gestaltet wurden. Bei dem Sumpf handelt es sich eher um einen knietiefen Teich im Wald, direkt neben dem „offiziellen Tierfriedhof“, und das große Felsplateau – der eigentliche Friedhof im ursprünglichen Territorium der Micmac-Indianer – ist eher eine kleine Waldlichtung, als ein uralter, Respekt einflößender Ritualplatz…
Am bisher besten dargestellt wurde der Tierfriedhof, samt Weg durch den Sumpf bis hin zum Felsplateau, meiner Meinung nach in der filmischen Fortsetzung von 1992 – Friedhof der Kuscheltiere 2, mit Edward Furlong und Clancy Brown – der in der ungeschnittenen Version immer noch meine liebste, wenn auch absolut nicht akkurate Verfilmung des Stoffs darstellt.
Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines wurde sehr wertig produziert, obwohl man an manchen Stellen klar ein begrenztes Budget bemerkt (z.B. in der Gestaltung der bereits genannten, wichtigen Schauplätze).
An der Kameraarbeit gibt es aber absolut nichts auszusetzen. Optisch und musikalisch hat man sich an aktuelleren Stephen King Verfilmungen orientiert; man darf aber nicht vergessen, dass man es hier lediglich mit einer gehobenen Pay-TV-Produktion für den Steamingdienst Paramount+ zu tun hat. Bei der Kritik dieses Werkes zu pingelig zu sein und zu sehr ins Detail zu gehen, wäre ziemlich unfair gegenüber dieses durchaus ambitionierten und gut besetzten Prequels, welches ich mir zu einem späteren Zeitpunkt auch als Hardcopy für eines meiner Filmregale zulegen würde.
Fazit:
Wir haben hier einen sehr wertig produzierten, gut besetzten, gut gespielten und kurzweiligen Horrorfilm, mit stetiger, schön schauriger Friedhof der Kuscheltiere Atmosphäre. Leider weicht man im Verlauf sehr von der ursprünglichen Geschichte ab, die aber zugegebenermaßen lediglich für einen Kurzfilm gereicht hätte.
Insgesamt kann man Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines aber absolut empfehlen. Damit meine ich auch einem allgemeinen Publikum, welches sich zwischendurch gerne mal gruselt, denn die Vorlage ist auf jeden Fall ein wichtiger Bestandteil der Popkultur und somit auch im Mainstream etabliert. Dabei ist Bloodlines aber auch ein Genre-Beitrag, der bei eingefleischten Horrorfans – mindestens als reiner Fan-Service – auf große Akzeptanz treffen wird.
5 von 6 Punkten
VoD
Verleih: Paramount+
VoD Verkauf (EST): 07.10.2023
VoD Verleih (TVoD): 07.10.2023
DVD & Blu-ray Verkauf: –
Verpackung: –
Ton DVD: –
Ton Blu-ray: –
Untertitel DVD: –
Untertitel Blu-ray: –
Bildformat: 1,85 : 1
Blu-ray & VoD Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit 25Hz: –
Laufzeit 24Hz: ca. 87 Min. (VoD)
Uncut: Ja
Extras:
• Trailer