Kurzinhalt:
Bei dem Transport einer ungewöhnlichen Fracht von den Karpaten nach London wird die Besatzung des Handelsschiffes Demeter von einer so mysteriösen wie grauenvollen Präsenz an Bord heimgesucht.
Schon kurz nach Beginn der gefährlichen Reise ereilen überaus ungewöhnliche Ereignisse die Besatzung der Demeter. Die Tiere an Bord werden grausam dahingerafft und kurz darauf verschwinden erste Crewmitglieder scheinbar spurlos. Als der Schoner schließlich die Küste Englands erreicht, ist er nur noch ein marodes und siechendes Wrack. Von der Mannschaft fehlt jede Spur…
Originaltitel: The Last Voyage of the Demeter
Jahr: 2023Genre: Horror, Vampire, Survival
Kinostart: 17.08.2023
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: USA, England, Kanada, Indien, Deutschland
Regie: André Øvredal
Drehbuch: Bragi F. Schut, Zak Olkewicz, Bram Stoker
Musik: Bear McCreary
Produzenten: Bradley J. Fischer, Mike Medavoy, Arnold Messer, Chris Bender, Jeb Brody, Matthew Hirsch, Anne Rodman
Darsteller: Corey Hawkins, Aisling Franciosi, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Chris Walley, Jon Jon Briones, Stefan Kapicic, Martin Furulund, Nikolai Nikolaeff, Woody Norman, Javier Botet, Graham Turner, Andy Murray, Nicolo Pasetti, Christopher York, Vladimir Cabak, Rudolf Danielewicz, Noureddine Farihi, Malcolm Galea, Adam Shaw, Jack Doggart, Joe Depasquale, Sally Reeve
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Presse Blu-ray (deutsch)
Mit freundlicher Unterstützung von Universal Pictures
Tatsächlich fand ich es immer etwas schade, dass der irische Schriftsteller Abraham „Bram“ Stoker (* 8.11.1847; † 20.04.1912 ) in seinem klassischen Roman Dracula (1897) die Überfahrt des namensgebenden, untoten und blutsaugenden Grafen aus seiner Heimat Rumänien nach London nur stichwortartig, in Form von Logbucheinträgen des Kapitäns, abgehandelt hat. Gut, der Kern der Geschichte war auch kein animalischer Überlebenskampf auf engem Raum, sondern eher gotischer Erotik-Horror im aufkeimenden Industriealter, und somit hätte dieser Abschnitt, der – wie man hier sehen kann – auch gut für sich alleinstehend funktioniert, seinen Roman nur künstlich in die Länge gezogen. Schließlich sprechen wir hier von einer Reise, die mehrere Wochen dauerte und die einen durchaus hohen Bodycount aufweist…
Dadurch hat es Bram Stoker geschafft, ähnlich wie auch kurze Zeit später Howard Phillips Lovecraft und einige Jahre zuvor Edgar Allen Poe, eine Tür für andere Geschichtenerzähler offen zu halten, seinem Lebenswerk im Nachhinein noch etwas beizutragen. Deshalb und durch die Etablierung markanter Persönlichkeiten, wie z.B. den Vampirjäger Abraham Van Helsing, oder auch Draculas Diener R. M. Renfield – nach dessen fiktivem Charakter in der Medizin sogar der sogenannte „klinische Vampirismus“, bei dem der/die Betroffene das Bedürfnis verspürt Blut zu trinken (was natürlich äußerst ungesund ist), offiziell als Renfield-Syndrom bezeichnet wurde. Einige der Figuren wurden in späterer Pulp-Literatur bzw. Penny Dreadfuls (Groschenromanen) regelmäßig als Cameos aufgegriffen und/oder ihre Geschichten weitererzählt, und sogar Abstammungslinien weitergesponnen.
Hier haben wir nun den Fall, dass eine Lücke des Romans Dracula gefüllt wird und auch, dass es nach dem durchaus zufriedenstellenden Abschluss dieser Etappe noch etwas im (womöglich immer noch geplanten) „Universal-Monsterverse“ (Dracula, Der Unsichtbare, Die Mumie, Der Wolfmann etc.) weitergehen könnte. Allerdings hat die hier erzählte Geschichte mehr mit Ridley Scotts Alien gemein, als mit den bisherigen Gothic-Horror-Verfilmungen, oder gar satirischen Genrebeiträgen aktuellerer Popkultur.
Ich persönlich mag rohe Vampir-Survivalhorrorkost deutlich lieber und Alien – als Grundstein eines mittlerweile ziemlich großen Franchise – zählt (sowieso) zu einem meiner liebsten Evergreens. Und machen wir uns nichts vor: Schiff bleibt Schiff, egal ob auf dem Meer, oder im Weltraum. Es sollte einem lediglich im Vorfeld klar sein, dass hier sehr viele Elemente aus den ersten drei Alien-Teilen übernommen wurden; angefangen bei dem Kind (der Schiffsjunge) und dem niedlichen Hund…
Natürlich wird an dieser Stelle nicht gespoilert, aber klar ist auch, dass die Demeter (so der Name des Frachtschiffs) menschenleer in England ankommt und Dracula dort eine neue Heimat findet… so dass es tatsächlich möglich ist, den Fürsten der Finsternis in dieser Form noch in weitere Universal Pictures Filme einzubauen, um eben jenes Monsterverse auf ein geneigtes Publikum loszulassen…
Wo ich gerade „Dracula in dieser Form“ erwähnte: Als einziger Wermutstropfen hat mich diesbezüglich die CGI (Computer-generated imagenery) gestört. Dracula sollte nicht fast ausschließlich digital animiert werden! – Wenn man ein paar Flügel am Rechner gestaltet, dann meinetwegen. Aber der Kopf bzw. das Gesicht und vor allem das übertriebene Gebiss wirken viel zu steif und unfreiwillig komisch; als hätte man hier einen untoten Fledermaus-Joker kreieren wollen…
Was das gesamte Setting angeht, so kommen Filmfreunde sicherlich auf ihre Kosten. Ich vermute das ganze Schiff wurde im Kern (bis auf die Masten und Segel) wirklich in einem Studio gebaut. Und auch die wenigen Hafenszenen wirken überzeugend und mit größtenteils echten Requisiten ausgestattet. Man sollte zumindest davon ausgehen, dass man hier halbwegs echte Sets geboten bekommt, da Die letzte Fahrt der Demeter immerhin geschätzte 45 Millionen US-Dollar gekostet hat und mir dieser Betrag für die moderne StageCraft-Technologie (in Echtzeit 3D-berechnete, digitale Hintergründe) etwas zu hoch erscheint. Und bei dem eher mäßig animiertem Dracula kann ich mir kaum vorstellen, dass ein größtenteils digitales Set überzeugender aussehen würde, als es in diesem Film letztendlich der Fall ist.
Den Hauptcharakteren wurde nötige Tiefe verliehen, damit man mit ihnen mitfiebern kann. Und insgesamt gibt es an den schauspielerischen Leistungen nichts auszusetzen. Der Rest der Besatzung dient ja eh nur als Draculas Reiseproviant, dessen Darsteller aber durchaus als Sonnen- und Salzwasser-gegerbte, relativ wortkarge Seeleute überzeugen können. Und wenn es Dracula nach nach einer Mahlzeit verlangt, oder jemand einfach nur „infiziert“ wird (weil verletzt entkommen), dann wird es auch fast immer schön deftig, was drastische Darstellungen angeht…
Der norwegische Regisseur André Øvredal ist vor allem bekannt für seine Filme Troll Hunter, The Autopsy of Jane Doe und dem Halloween-Stimmungsmacher Scary Storys to Tell in the Dark.
Fazit:
Technisch und inszenatorisch kann dieser, von Bram Stokers Dracula inspirierte, dennoch im Kern ziemlich Alien-ähnliche Survivalhorror auf einem Segelschiff, durchaus überzeugen und wir (ich und meine Frau) wurden grundsätzlich gut unterhalten. Bis auf den computergenerierten Dracula gibt es als Fan der Basis eigentlich nichts auszusetzen. Alles in allem haben wir hier eine überzeugende Interpretation eines bisher nur kurz durch Logbucheinträge umrissenen Kapitels des klassischen Romans, in dem eher ein harter Überlebenskampf als Gothic-Horror die treibende Kraft ist. Außerdem mag ich persönlich sehr gerne Filme über die Seefahrt der aufkeimenden Neuzeit (ab 1500 n. Chr.), zu denen sich durch Die letzte Fahrt der Demeter auch endlich mal ein waschechter und hochwertig inszenierter Horrorfilm gesellt, der zudem nicht mit blutrünstigen Effekten geizt.
4,5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray / VoD
Verleih: Universal Pictures
VoD Verkauf (EST): 11.12.2023
VoD Verleih (TVoD): 11.12.2023
DVD & Blu-ray Verkauf: 11.01.2024
Verpackung DVD: Softbox
Verpackung Blu-ray: HD Keep Case (blau)
Ton DVD:
• Deutsch: DD 5.1
• Englisch: DD 5.1
• Französisch: DD 5.1Ton Blu-ray:
• Deutsch: Dolby Atmos, Dolby TrueHD 7.1
• Englisch: Dolby Atmos, Dolby TrueHD 7.1
• Französisch: Dolby Digital Plus 7.1Untertitel DVD: Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel Blu-ray: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Französisch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray & VoD Auflösung: 1080p / 24Hz
Laufzeit 25Hz: ca. 114 Min. (DVD)
Laufzeit 24Hz: ca. 119 Min. (Kino, Blu-ray, VoD)
Uncut: Ja
Extras:
• 3 Featurettes
• Alternativer Anfang (mit optionalen Kommentaren)
• Unveröffentlichte Szenen (mit optionalen Kommentaren)
• Audiokommentar von Regisseur André Øvredal und Produzent Bradley J. Fischer
• Trailer