Kurzinhalt:
Während er zur Beerdigung seines Vaters in die ländliche Appalachen fliegt, verliert Marquis in einem heftigen Sturm die Kontrolle über das Flugzeug, das ihn und seine Familie transportiert. Er wacht verletzt auf, allein und gefangen auf dem Dachboden von Ms. Eloise. Diese behauptet, ihn gesund pflegen zu können durch eine Boogity, eine Hoodo-Figur, die sie aus seinem Blut und seiner Haut gemacht hat. Unfähig, um Hilfe zu rufen, versucht Marquis verzweifelt, ihre dunkle Magie abzuwehren und sich von ihr zu befreien, um seine Familie vor einem finsteren Ritual zu retten, ehe der Blutmond aufgeht.
Originaltitel: Spell
Jahr: 2020
Genre: Mystery, Survival, Horror
Kinostart: 22.07.2021
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK
Produktionsland: USA, Südafrika
Regie: Mark Tonderai
Drehbuch: Kurt Wimmer
Musik: Adriano Aponte, Ben Onono
Produzenten: Morris Chestnut, Gordon Gray, Brian Wilkins, Kurt Wimmer
Darsteller: Omari Hardwick, Loretta Devine, Lorraine Burroughs, Hannah Gonera, Kalifa Burton, John Beasley, Tumisho Masha, Steve Mululu, Peter Butler, Andre Jacobs, Leo Wringer, Tafara Nyatsanza, Doctor Khasu-Nkatlo, Chris April
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche DVD
Mit freundlicher Unterstützung von Paramount Pictures
Wenn Paramount Pictures einen Horrorfilm rausbringt, dann werde ich immer hellhörig. Die Vertriebsgesellschaft hat in den letzten Jahren einige gute Genre-Titel auf den Markt gebracht; darunter z.B. Alexandre Ajas Krokohorror Crawl, die beiden A Quiet Place Filme und auch das Remake zu Friedhof der Kuscheltiere, das deutlich näher an der Romanvorlage (einem meiner Lieblingsromane) von Stephen King ist, als die ursprüngliche Verfilmung.
Also habe ich natürlich sofort zugegriffen, als mir ein Rezensionsexemplar von Spell offeriert wurde; auch weil mich die Hoodoo-Thematik im Vorfeld brennend interessiert hat. Diesbezüglich muss ich aber sagen: „Mäh…“ – denn ernsthaft mit Hoodoo setzt sich dieser Film nicht auseinander, wie es z.B. Der verbotene Schlüssel seinerzeit zumindest versucht hat.
Hier geht es um eine Art Voodoo-Püppchen, die ein bisschen creepy aussehen und die sofort Wirkung zeigen, wenn man etwas mit ihnen anstellt: Wirbelt man die Püppchen herum, dann wirbelt auch derjenige wild durch die Luft, dem sie gewidmet sind. Setzt man ihnen Ziegenaugen ein, kann der Blinde sofort wieder sehen usw. – Das Ganze wirkt leider sehr plump und erzeugt eine Dynamik im Film, die ich so nicht erwartet habe. Etwas subtiler und schauriger hätte es gerne sein dürfen!
Nun wird man als Zuschauer vor die Tatsache gestellt, dass man es mit einem Zauberer bzw. einer Zauberin zu tun hat, die gut und gerne auch aus Tolkiens Werken (Der Herr der Ringe) hätte entspringen können (rein auf ihre Macht und Kraft bezogen). Diese gilt es fortan mit List und Tücke zu Fall zu bringen. Diesbezüglich erlebt der Zuschauer leider nur halbherzig aktiv dargestellt, wie der besorgte Familienvater Marquis (Omari Hardwick) seine Strippen zieht und Fallen stellt, bis es dann zu einem ersten AHA!-Moment kommt, der den Protagonisten unerwartet aus einer sehr brenzligen Situation entkommen lässt. Das führt dazu, dass ein großer Teil der Spannung verloren geht, weil Marquis abseits des Gezeigten höchstwahrscheinlich immer etwas vorbereitet hat, das ihm bei seiner Flucht und der Rettung seiner Familie hilft. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass Spell viel konsequenter ist, was einige Vorkommnisse in der Geschichte angeht… da gäbe es z.B. eine Sache mit seinem Sohn, die ich nicht spoilern möchte, die am Ende dann aber wieder viel zu weichgespült daherkommt. Ihr werdet erkennen was ich meine, wenn ihr euch diesen letztendlich leider doch recht gewöhnlichen Horrorfilm anschaut.
Besonders ins Auge sticht die relativ extreme Farbgebung während der nächtlichen Szenen: Die Nacht ist in ein tiefes, sehr künstliches Blau getüncht, wohingegen alle Lichter in knalligem Orange erstrahlen. Das ist für viele von euch als Kritikpunkt nicht sehr relevant, mir tut so etwas allerdings ziemlich in den Augen weh. So etwas verleiht grundsätzlich aufwendigeren Filmproduktionen irgendwie einen billigen Touch.
Zu bemängeln wäre auch das schlechte Pacing, vor allem in Zusammenhang mit dem Tag-Nacht-Zyklus; denn immer wenn Marquis entkommt (er bewegt sich manchmal heimlich frei auf dem Gelände und im Haus) ist es dunkel und regnet in Strömen, auch wenn vorher draußen bestes Wetter war und die Sonne durch die Fenster schien.
Was den „Brutalitätsgrad“ angeht, befinden wir uns hier auf einem insgesamt recht niedrigen Level. Die Kameras halten nur in einer Szene richtig drauf, die dann tatsächlich auch ziemlich mies und eklig wirkt (Stichwort: Großer Nagel). Ich vermute stark, dass die 16er-Freigabe durch die FSK nur auf zwei-drei kurzen Szenen im Film basiert, Kannibalismus inkl. – Nicht dass dies für mich persönlich relevant ist, ich möchte an dieser Stelle aber abschließend noch die Gorehounds unter euch informieren…
Fazit:
Alles in allem bin ich nach der Sichtung sehr ernüchtert. Spell ist als Horrorfilm grundsätzlich nicht schlecht, ich hatte aber etwas Besonderes erwartet. Tatsächlich haben haben wir hier einen rein afroamerikanischen Genrefilm (allein das ist schon Grund zum Aufhorchen, wie z.B. bei Get Out) mit Hoodoo-Thematik, der aber letztendlich sehr plump und viel zu weichgespült, ohne jegliche politische Botschaft daherkommt.
Man kann es kaum glauben, aber es handelt sich hier um einen Film, der ursprünglich für das Kino gedacht war; zumindest gab es einen limitierten Start (auch in Deutschland). Meinem Verständnis nach muss dafür eine gewisse Grundqualität erkennbar sein, ich wäre aber selbst auf Netflix ein wenig enttäuscht gewesen. Den Kinostart kann man womöglich noch auf die Corona-Pandemie schieben, in der sich günstige, aber durchaus solide produzierte Horrorfilme als gute Lückenfüller erwiesen haben; oder er lief „nur“ im Rahmen des Fantasy Filmfests…
Natürlich kann Spell Spaß machen bzw. gut unterhalten, sofern man nicht zu viel erwartet. Darum meine abschließende Gesamtwertung. Eine eindeutige Empfehlung gibt es hierfür nicht!
3 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Paramount Pictures liefert eigentlich immer Qualität. So ist an der hier geprüften Veröffentlichung auf DVD (ich habe noch immer keinen neuen Blu-ray Player) nichts auszusetzen. Es gibt allerdings keinerlei Extras, nicht einmal Trailer, oder Trailer-Werbung vor dem Film. Der DD 5.1 Sound geht absolut in Ordnung, die Synchronisation hätte bei emotionaleren Szenen aber etwas authentischer sein können. Auf jeden Fall hat Ms. Eloise einen interessant ländlichen Akzent…
Verleih: Paramount Pictures
Verleihstart: 23.09.2021 (VoD)
Verkaufstart: 23.09.2021
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle
Discs enthalten: 1
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch, Englisch
Bildformat: 2,39 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit: ca. 88 Min. (Blu-ray ca. 91 Min.)
Uncut: Ja
Extras: –