Kurzinhalt:
Medizinstudent Jeff, seine Freundin Amy und das Pärchen Eric und Stacey lassen sich auf den Vorschlag des deutschen Reisenden Mathias ein, eine Maya-Ruine im Dschungel aufzusuchen. Trotz warnender Einheimischer und überwuchertem Weg gelangt man zur imposanten Tempelpyramide, nur um von Indianern angegriffen und auf das Plateau der Pyramide gehetzt zu werden. Ihre Opponenten schlagen Camp am Dschungelrand auf, so dass es kein Entrinnen gibt. Ein ungeahnter Feind fordert von allen vollsten Einsatz beim Überlebenskampf.
Originaltitel: The Ruins
Jahr: 2008
Genre: Öko-Horror, Infected, Romanverfilmung
Kinostart: 26.06.2008
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 16 Jahren – FSK (R-Rated Kinofassung)
Produktionsland: USA, Deutschland, Australien
Regie: Carter Smith
Drehbuch: Scott B. Smith
Musik: Graeme Revell
Produzenten: Chris Bender, Stuart Cornfeld, Jeremy Kramer, Gary Barber, Roger Birnbaum, Trish Hofmann, Ben Stiller
Darsteller: Jonathan Tucker, Jena Malone, Laura Ramsey, Shawn Ashmore, Joe Anderson, Sergio Calderón, Jesse Ramirez, Balder Moreno, Dimitri Baveas, Patricio Almeida Rodriguez
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: Import Blu-ray (UK, unrated)
Die 2008er Verfilmung des Romans ‚Dickicht‘ (2006, engl. The Ruins, wie auch der originale Filmtitel) des amerikanischen Schriftstellers Scott Smith ist merkwürdigerweise ein ziemlicher Underdog. Darin machen sich ein paar Twens während ihres Mexiko-Urlaubs auf zu einer abgelegenen und touristisch unbekannten Maya-Siedlung, von der sie durch ihre Urlaubsbekanntschaft Matthias gehört haben, der dort seinen kürzlich verschwundenen Bruder Heinrich (kein Deutscher diesen Alters heißt Heinrich) vermutet. Heinrich ist ein paar Tage zuvor mit einer Archäologin dorthin gefahren und seitdem nicht mehr erreichbar…
Kaum bei der gut von den Archäologen versteckten Maya-Ruine angekommen, müssen die jungen Touristen vor offensichtlich sehr aufgebrachten und bewaffneten Einheimischen auf das Dach einer uralten Pyramide fliehen und werden mit Hilfe von Waffengewalt daran gehindert wieder herunter zu kommen. Der Grund dafür sind merkwürdige Pflanzen, die auf der gesamten Pyramide wachsen und die bei Kontakt hochgradig infektiös sind; was die Urlauber allerdings noch herausfinden müssen… So dauert es keine 20 Minuten der Laufzeit, bis ein beinharter und nahezu aussichtsloser Überlebenskampf beginnt; denn nicht nur die merkwürdigen Pflanzen sind gefährlich, auch Wasser und Lebensmittel werden in der sengenden Sonne Mexikos, auf dem Dach einer uralten Maya-Pyramide schnell knapp…
Ruinen schwamm damals ein wenig auf der Terror- und Folterfilmwelle rund um SAW und Hostel mit, gliedert sich aber als unerwartet blutiges Kammerspiel in die Öko-, Infected- und Body-Horror Genres ein.
Die damalige deutsche Kinofassung basiert auf der amerikanischen R-Rated-Fassung, mit Schnittauflagen der amerikanischen MPAA. Wenn man die Unrated-Fassung nicht kennt, dann fällt tatsächlich nicht auf, dass die normale deutsche Fassung (Kino & Discs – FSK 16) ziemlich stark gekürzt ist. Tatsächlich fehlen ihr ca. 3 Minuten an Laufzeit und es gibt entschärfte alternative Szenen und Enden. Allerdings ist Ruinen schon in der R-Rated Fassung ziemlich eklig und blutig, „unrated“ sind die sehr guten und größtenteils handgemachten Effekte aber noch etwas wirkungsvoller. Der recht ausgeprägte Ekelfaktor ist zwar nicht die treibende Kraft, für manch Gorehound aber vielleicht ein netter Bonus!
Man verzeiht dieser Romanverfilmung gerne den einen oder anderen kleinen Logikfehler, weil hier ein rundum gelungenes, schön dreckiges und düsteres Gesamtpaket geschnürt wurde, das von Anfang bis Ende konsequent durchzieht. Diesbezüglich sind natürlich auch die Charaktere wichtig, die zwar auf das Wesentliche reduziert, aber dennoch gut geschrieben, und von den jungen Schauspielern überzeugend dargestellt wurden. Es wird sich erschrocken, in Panik weggerannt, geheult und geschrien; was aber niemals übertrieben, oder unpassend wirkt. Außerdem haben wir hier eine zwar einfache, aber super interessante und ungewöhnliche Kulisse; und damit zusammenhängend eine echt schicke Schmuddelästhetik, in einer Hochglanz-Kino-Genre-Produktion, die „nur“ ca. 8 Millionen Dollar gekostet hat…
Der Regisseur Carter Smith kommt ursprünglich aus dem Musikvideobereich, was bei derartigen (flotteren) Horrorfilmen nicht ungewöhnlich ist. Horror ist ja immerhin ein Genre, bei dem ungewöhnliche und experimentierfreudige Kameraeinstellungen und Schnitttechniken gern gesehen sind. Nach Ruinen kam aber nichts relevantes mehr von ihm, was ich irgendwie schade finde. Hier hat er bewiesen, dass er ein Händchen für modernen Horror hat.
Vom übrigen Ensemble sind wohl die Schauspieler Shawn Ashmore (X-Men, Frozen – Eiskalter Abgrund), Jena Malone (Sucker Punch, Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1 & 2) und Jonathan Tucker (Westworld, Kingdom, Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre) am bekanntesten.
Fazit:
Ruinen ist ein recht blutiger, und darum alles andere als veganer, aber durchaus leckerer „Horror-Snack“ für zwischendurch; obwohl es „nur“ um Pflanzen als Antagonist geht. Meiner Meinung nach ist dies ein absolut unterbewerteter Öko-/Bodyhorrorfilm, dem vielleicht seine R-Rated-Kinofassung zum Verhängnis wurde, da sie gegenüber der Romanvorlage ziemlich weichgespült sein soll (den habe ich nicht gelesen). Tatsächlich gibt es nach all den Jahren auch noch keine offizielle deutsche Unrated-Fassung, weshalb man diesen kurzweiligen Titel ungeschnitten über Großbritannien (ohne deutsche Tonspur) beziehen, oder sich zu der Alternative illegaler Streams hinreißen lassen muss, um sich eine zusammengeflickte, deutsche Unrated-Fassung zu ergaunern (sowas nannte man früher Bootlegs)…
’84 Entertainment hatte vor ein paar Jahren mal angekündigt, die Unrated-Fassung in Deutschland mit deutscher Vertonung zu veröffentlichen; dies ist bisher aber nicht geschehen (Stand 2021). In den streng limitierten ’84er Mediabooks, mit vier unterschiedlichen Covern, befindet sich lediglich der R-Rated-Kino-Cut (FSK 16) auf DVD und Blu-ray…
Auf jeden Fall ist der Film ziemlich spannend, sehr kurzweilig und extrem schonungslos (in der Darstellung und was das Schicksal der Protagonisten angeht), weshalb es hier einen dicken, pollenbedeckten Daumen nach oben gibt! – Ruinen ist bereits in der deutschen Kinofassung (FSK 16) ziemlich gut, etwas besser und stimmiger jedoch „unrated“…
Nachtrag (2023): Der Film ist mittlerweile „Unrated“ auf Amazon Prime verfügbar!
5 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Die Veröffentlichungen durch Paramount Pictures sind eigentlich immer sehr gut. So gibt es auch hier an der Bild- und Tonqualität (auf deutscher DVD altersbedingt) nur wenig auszusetzen. Zudem befinden sich eine Hand voll interessanter Extras mit auf den Discs.
Verleih: Paramount Pictures
Verleihstart: 18.12.2008
Verkaufstart: 18.12.2008
Verpackung: DVD / Blu-ray Hülle (Import) / Mediabook (’84 Entertainment)
Discs enthalten: 1 (2 im Mediabook)
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1, DD 2.0 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1, DD 2.0 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Türkisch: DD 5.1, DD 2.0 (nur auf Paramount-DVD)Untertitel: Deutsch, Englisch
Bildformat: 2,35 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
4K UltraHD Auflösung: –
Laufzeit: ca. 87 Min. (Blu-ray ca. 91 Min.)
Uncut: Nein (offiziell gibt es die Unrated-Fassung nicht auf Deutsch – Stand 2021)
Extras:
• 20-seitiges Booklet (nur Mediabook)
• Featurettes
• Audiokommentar
• Unveröffentlichte Szenen
• Alternatives Ende
• Trailer
* Die Laufzeit der hier geprüften englischen „unrated Blu-ray“ (ohne deutsche Tonspur) beträgt über 93 Min. (1080p / 24Hz)