Kurzinhalt & Trailer:
Vier Freunde folgen den Spuren einer blutrünstigen Legende ins australische Hinterland. Fern jeglicher Zivilisation suchen sie die berüchtigte Farm, auf der die gewalttätige Wilson-Familie samt ihrem degenerierten Sohn Charlie von einem wütenden Mob geradezu hingerichtet wurde. Die Warnungen der heimischen Rednecks wecken dabei erst recht ihren Ehrgeiz, dem Mythos auf den Grund zu gehen. Tatsächlich finden sie die verlassene Farm und übernachten dort. Doch die Legende hat ein wichtiges Detail nicht überliefert: Der Sohn hat überlebt. Und der rachsüchtige Charlie hat die ungebetenen Gäste bereits im Visier…
Originaltitel: Charlie’s Farm
Jahr: 2014
Genre: Slasher, Backwoodhorror, Terrorfilm
Kinostart: Nein
3D: Nein
Altersfreigabe: ab 18 Jahren – FSK
Produktionsland: Australien
Regie: Chris Sun
Drehbuch: Chris Sun
Produzenten: Dominic Crisci, Judy Fox, Sean Gannon, Chris Sun, Laurence Duggan, Debbie Rivers
Darsteller: Tara Reid, Nathan Jones, Dean Kirkright, Dave Beamish, Sam Coward, Madeleine Kennedy, Genna Chanelle Hayes, Allira Jaques, Trudi Ross, Bill Moseley, Kane Hodder, Cameron Caulfield, Justin Gerardin
Kritik:
Von Sebastian Notbom
Prüfungsmedium: deutsche Blu-ray
Tatsächlich sinnierte ich nach der Sichtung ein wenig über die Sinnhaftigkeit eines solchen Backwoodhorror-Slasher-Films, dem es offensichtlich einfach mal gar nicht darum geht eine packende Geschichte zu erzählen und in dem alle Protagonisten lediglich als Kanonenfutter dienen. Vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass hier eigentlich primär auf eine Hand voll Splatter- und Gore-Effekte Wert gelegt wurde, die nicht einmal besonders realistisch oder schockierend wirken, und man sich vorher eine recht aktuelle Folge der Serie Preacher angeschaut hat, in der über Minuten dutzende ‚Humperdoo‘-Clone der Reihe nach äußerst bluttriefend explodiert sind. Ich frage mich halt ernsthaft, wer derartig uninspirierte Horrorfilme heute noch feiert, wenn Splatter und Gore mittlerweile eindeutig im Mainstream angekommen sind? Denn tatsächlich wird Charlie’s Farm aktuell ziemlich of zitiert… Aber gut, nicht jeder Filmemacher hat ein Hollywood-, Netflix– oder Amazon-Budget zur Verfügung und manchmal ist es sicherlich der Indie-Charme, der überzeugt; was bei diesem 08/15 Genre-Beitrag aber leider nicht der Fall ist…
Gerade in diesem Subgenre wünsche ich mir irgendwie Hochglanz-Optik und eine düstere Atmosphäre, wie z.B. bei Wrong Turn (1), The Hills have Eyes (Remake) oder in den The Texas Chainsaw Massacre Remakes und Prequels. Auch Indie-Streifen wie The Hills Run Red, See No Evil und Dark Ride habe ich ihrer Zeit ziemlich gefeiert, weil sie etwas frischen Wind in das mittlerweile wieder eingestaubte Subgenre gebracht haben. Es sind allerdings Titel, nach denen heute irgendwie kein Hahn mehr kräht und genau so wird es auch dem hier besprochenen Charlie’s Farm ergehen, der meiner Meinung nach lediglich als Lückenfüller unter den Slashern funktioniert und irgendwie auch ein paar Jahre zu spät kam.
Der australische Film von Chris Sun (Regie, Drehbuch, Produzent) protzt mit einem für Horrorfilme ziemlich reißerischen Cast. Ich würde aber nicht unbedingt sagen, dass es sich dabei um gute Schauspieler handelt – außer vielleicht Bill Moseley (The Texas Chainsaw Massacre 2, The Devil’s Rejects), der kurz Charlies Vater in einer Rückblende spielt.
Die mittlerweile etwas verbraucht wirkende Tara Reid (Alone in the Dark, Sharknado-Reihe) mimt scheinbar die Hauptrolle, agiert als solche aber eher am Rande, bis irgendwann die meisten ihrer Freunde vom zurückgebliebenen (zweideutig gemeint, weshalb mir auch der ‚Humperdoo-Messias‘ aus Preacher in den Sinn kam) Hillbillie-Hühnen Charlie (gespielt von WWF-Wrester Nathan Jones – Die Todeskandidaten, Revenge of the Warrior, Mad Max: Fury Road) niedergemetzelt wurden.
‚Jason Voorhees‘-Darsteller Kane Hodder ist in der Rolle eines besorgten Freundes zu sehen und befindet sich dieses Mal nicht auf der dunklen Seite des Geschehens. Es ist aber auch nicht auszumachen in welcher Beziehung er zu den Protagonisten steht… alle weiteren Schauspieler sind absolut austauschbar bzw. unbekannt. Australier, die man hierzulande nicht kennt…
Neben der mangelhaften, in die Länge gezogenen Erzählstruktur, durch die es eine ganze Stunde dauert bis endlich mal ein wenig Action passiert (bei einer Laufzeit von ca. 93 Minuten), ist – und mir ist klar, dass ich mich mittlerweile wiederhole – ein ganz großes Problem von Charlie’s Farm, dass die expliziteren Szenen, wie so oft im Genre, mal wieder VIEL zu dunkel geraten sind. In der letzten halben Stunde kann man das Geschehen nur noch erahnen und vor allem die kurzen, aber zugegebenermaßen durchaus knackigen Splatter-Effekte so gut wie gar nicht erkennen. Und damit meine ich wirklich, dass geschätzte 80% des Bildes komplett schwarz sind, während des gesamten Finales! Das kann man bereits gut am oben verlinkten Trailer erkennen…
Vorher beobachtet man halt die Protagonisten auf ihrem kurzen Roadtrip und es wird der klägliche Versuch unternommen Atmosphäre aufzubauen. Da ist dann dieser merkwürdige Outback-Survival-Opa (Blue – scheinbar eine australische Legende, die aber nichtmal im Cast aufgeführt ist) in einer Bar, der den Twens (?) sehr deutlich nahelegt, dass sie sich von der Farm fernhalten sollen; später stoßen zwei weitere charakterlose Backpacker als Kanonenfutter zum ursprünglichen Ausflügler-Quartet hinzu, dann ist da noch ein unheimlicher alter Teddy, der auf mysteriöse Weise verschwindet, und es wurde sogar eine leicht dämliche Liebesgeschichte mit eingebaut… Das klingt schnöde und das ist es auch… Ich bin tatsächlich bei der ersten Sichtung eingeschlafen, vor allem weil ich derartiges schon dutzendfach gesehen habe, oftmals deutlich besser inszeniert.
Fazit:
Für echte Hardline-Slasher-Fans ist Charlie’s Farm sicherlich ein kleiner Leckerbissen. Ich war aber eher gelangweilt, vor allem weil es im Subgenre viele deutlich bessere Beiträge gibt. Auch in schauspielerischer und technischer Hinsicht (das viel zu dunkle Finale), und vor allem auf das Storytelling bezogen ist Charlie’s Farm nicht wirklich erwähnenswert bzw. „merkenswert“. Wir sprechen hier aber nicht von einem totalen Griff ins Klo, sondern einfach nur von Einheitsbrei, dem jegliche Würze fehlt. Gorehounds kommen auf Grund der recht expliziten Spezialeffekte wohl auf ihre Kosten, diese sind aber meist nach Sekundenbruchteilen vorbei und – wie schon erwähnt – meist viel zu dunkel inszeniert. Kein Wunder also, dass dieser uninspirierte Slasher ungeschoren ab 18 Jahren von der FSK freigegeben wurde… Aus Downunter dieses Mal leider nicht neues!
3 von 6 Punkten
DVD / Blu-ray
Der Produktion an sich geschuldet ist das Bild im letzten Drittel des Films viel zu dunkel. Der Sound und auch die Synchronisation sind auf solidem Horror-Indie-Low-Budget-Niveau. immerhin gibt es einige Extras auf den deutschen Veröffentlichungen, die mich aber nicht wirklich interessiert haben.
Verleih: Meteor Film
Verleihstart: 16.10.2015
Verkaufstart: 30.10.2015
Verpackung: Amaray / Blu-ray Hülle (schwarz)
Discs enthalten: 1
Wendecover: Ja
Schuber: Nein
Ton:
• Deutsch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)
• Englisch: DD 5.1 (Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1)Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,35 : 1
Blu-ray Auflösung: 1080p / 24Hz
Laufzeit: ca. 89 Min. (ca. 93 Min. Blu-ray)
Uncut: Ja
Extras:
• Behind the Scenes
• Die Filme von Chris Sun
• Interview mit Chris Sun
• Introducing Allira Jaques
• Kane Hodder: Welcome to Australia
• Concept Art – Slideshow
• Trailer